TV-Kritik: Germany's Next Topmodel:Models am Rande des Nervenzusammenbruchs

Wer bei TV-Domina Heidi Klum bestehen will, muss mit dem Ekel-Faktor klarkommen. Ein Kubaner überrascht.

Renate Silberbauer

Eine zarte, junge Frau räkelt sich lasziv am Strand. Sand rieselt durch ihre Finger. Doch was hat die hübsche Frau an? Es ist labbrig, schleimig und grün. Die einen essen sie, die andern müssen sich fürs Fernsehen damit einkleiden: Algen und Seetang.

Heidi Klum, Foto: dpa

Die blonde Domina der Beautys triezte die Kandidatinnen mit Spinnen, Schlangen und Algen: Da müsse man als Model durch, so die Germany's-Next-Topmodel-Jurorin.

(Foto: Foto: dpa)

Das Mädel ist keine Meerjungfrau, sondern Teilnehmerin bei Germany's Next Topmodel. In Folge acht der Casting-Show auf Pro Sieben mussten die angehenden Models ein Foto-Shooting am Strand überstehen.

Mit ihren grünen Meeresgewächsen auf der Haut stürzten sie sich in die kalten Fluten. Teilweise bibberten sie so stark, dass man ihnen als Zuschauer am liebsten die kuschelige Fernsehdecke gereicht hätte.

Challenge mit haarigen Beinen

Kein Mitleid hatte wieder einmal die knallharte Heidi Klum. Da müsse man als Model durch, kommentierte die blonde Lady Zack des deutschen TV, die Domina der Beautys. Sie war eingewickelt in einen Schal.

Bei der Sendung am Donnerstag stand klar der Ekelfaktor im Vordergrund. Nicht nur, dass die Mädchen mit Algen und Seetang behangen wurden, auch mit Spinnen und Schlangen triezte Heidi Klum die Kandidatinnen. Dabei kamen so manche Phobien zum Vorschein und brachten einige Mädchen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Bei der wöchentlichen Challenge ließen noch alle Nachwuchsmodels die haarige Spinne über ihre Hände krabbeln, um bei der kritischen Jury - die einen Großteil der Sendezeit aus Q und Kristian bestand - Pluspunkte zu sammeln. Auf die Siegerin wartete immerhin ein Einkaufsgutschein über 750 Dollar.

Als dann die Schlange ins Spiel kam, konnte die erblondete Laura ihre Angst nicht überwinden. Zweimal versuchte das zierliche Mädchen mit dem spitzbübischen Kurzhaarschnitt beim Live-Walk mit der Schlange auf den Schultern zu posieren. Zweimal musste sie aufgeben und stand jedes Mal in Tränen aufgelöst und zitternd vor der Jury.

Kein Foto für die Stuntfrau

Mitleid fand sie dort nicht. Ein Fauxpas, der ihr Weiterkommen verhindern hätte können. Gehen musste dann aber eine andere: Die sportliche Stuntfrau Miriam bekam kein Foto von Heidi überreicht und zog nicht in die Top Ten ein.

Miriam nahm es zumindest vor der Kamera gelassen. Während sich einige ihrer Kolleginnen die Seele aus dem Leib heulten, blieb die Ausgeschiedene ruhig.

Ein Highlight mit Hüftschwung

Das Ärgerlichste an Germany's Next Topmodel ist nach wie vor die Werbung. Nach knapp einer Stunde wurde bereits der dritte Werbeblock eingeblendet. Weitere 25 Minuten später folgte Werbeblock Nummer vier. Bei einer Dauer von durchschnittlich zehn bis 15 Minuten kommt schlimmstenfalls eine Werbepause von einer Stunde auf die Zuschauer zu. So viele Pinkelpausen braucht kein Mensch.

Auch Werbung kann interessant sein - aber nicht bei Germany's Next Topmodel. In allen vier Werbeeinblendungen werden fast identische Produkte angepriesen. Ein kleines Highlight ist der neue Laufsteg-Trainer Jorge Gonzáles. Schulterlanges braunes Haar, figurbetonte Kleidung, waffenscheinpflichtige Highheels, effeminiertes Verhalten - und welch ein Walk!

Mehr "Drama" zwischen den Pausen

Bereits zum zweiten Mal schwebte der Kubaner am Donnerstagabend über den Laufsteg und sollte den Chicas - wie er die Nachwuchsmodels nennt - den richtigen Hüftschwung beibringen. Leider dauerte sein kurzweiliger Auftritt nur wenige Minuten.

Nachdem Bruce Darnell zum Bedauern vieler Fans bereits 2007 aus Germany's Next Topmodel ausgeschieden ist, könnte Jorge ein würdiger Nachfolger werden. Die passende Attribute bringt der Paradiesvogel immerhin mit: grammatikalische Unsicherheiten und ein markantes Äußeres. Vielleicht ist Jorge der Richtige, um wieder mehr "Drama" zwischen die eintönigen Werbepausen zu bringen.

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