TV-Krimi aus Hessen:Babbeln? Fehlanzeige!

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Krimi? Aus Hessen? Von wegen! Hinter "Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze" soll sich ein Regionalthriller verstecken, doch auf einen vielversprechenden Anfang folgt purer Irrsinn. Und doch lohnt es sich, bis zum Ende durchzuhalten.

Marc Widmann

Als "Heimatthriller" kündigt der Hessische Rundfunk diesen Film an, und das ist gleich in mehrfacher Hinsicht verwirrend. Denn um die Heimat geht es als letztes: Keiner babbelt hessisch, und auch sonst tritt hier nichts Hessisches auf, sieht man von ein paar zwischen die Handlung geschnittenen Landschaftsbildern und dem Autokennzeichen HU für Hanau ab.

Als letztes geht es in Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze um Heimat. Aber vieles ist ganz schön unglaublich. (Foto: HR/Johannes Krieg)

Nein, ein Heimatthriller ist dieser Film schon mal nicht, er könnte genauso gut in Brandenburg spielen. Und dann ist da noch die Frage, ob Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze ein Thriller ist. Wer nervenkitzelnde Spannung erwartet, liegt auch daneben.

Dabei beginnt alles vielversprechend. Unter dem Summen von Neonröhren erfährt der sanftmütige Finanzbeamte Erol Ozak (Hilmi Sözer) von seinem Chef, dass er zwar ein guter Mensch sei, dass das aber nicht reiche. Dass er das schlechteste Ergebnis aller Vollstreckungsbeamten einfahre. Und dass es so nicht weitergehen könne. Als ihm noch die rotzfreche Auszubildende Jana von Unruh (Natalia Rudziewicz) ins Auto gesetzt wird und ihm gehörig Feuer unterm Hintern macht, stimmt kurzzeitig alles: Dialoge, Figuren und Spannung.

Dann nimmt der ganze Irrwitz dieses Filmes seinen Lauf. Die hyperaktive Assistentin wird aus Versehen bei einem Pfändungstermin erschossen, im Trubel verschwindet eine halbe Million in Fünfzig-Euro-Scheinen, und fortan gerät der einst so versonnene Finanzbeamte Erol in ein wildes Spiel aus unglaublich kaltblütigen Killern, unglaublich zwielichtigen Polizisten und einem unglaublich skrupellosen Politiker. Was leider auch schon das Grundproblem dieses Filmes beschreibt: Diese Herren sind so holzschnittartig charakterisiert und so platt gespielt, dass der Thriller in seinen besten Momenten allenfalls noch zum Schmunzeln anregt.

Wenn ein Politiker in seiner Wahlkampfrede nur peinliche Floskeln brüllt, nimmt man ihm seine Rolle kaum ab. Auch nicht dem Polizisten, der sich nachts auf einer Landstraße fast schon mutwillig von flüchtigen und bekanntermaßen gefährlichen Gangstern über den Haufen schießen lässt. Überhaupt wird viel geschossen und viel herumgebrüllt in diesem Film ("Ist das eine riesengroße Scheiße!"), eine Leiche wird allen Ernstes in einem Teppich aus einem Frankfurter Hochhaus getragen.

Subtil ist das Werk von Drehbuchautor und Regisseur Stefan Kornatz viel zu selten; und man wird den Eindruck nicht los, als hätten die Schauspieler auch anders gekonnt.

Wer trotzdem durchhält, wird gegen Ende immerhin mit einer ziemlich unterhaltsamen Geldübergabe in einem Restaurant belohnt, die tatsächlich komisch ist. Und der versteht zum Schluss sogar den Titel des Films, was zumindest ein kleines Gefühl der Zufriedenheit hinterlässt.

Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze , ARD, 20:15 Uhr.

© SZ vom 12.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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