TV-Karriere von Aaron Troschke:"80 Prozent der Prominenten sind wahnsinnig lieb"

Aaron Troschke

Aaron Troschke

(Foto: picture alliance / dpa)

Aaron Troschke backt normalerweise kleine Brötchen in seinem Kiosk - bis er einem Millionenpublikum durch Günther Jauchs "Wer wird Millionär" bekannt wurde. Plötzlich berühmt, lernt er einen Lieblings-Promi nach dem anderen kennen - und will nun selbst hoch hinaus. Ein Gespräch über das Showgeschäft von unten.

Von Carolin Stihler

Aaron Troschke plauderte sich mit Günther Jauch durch drei Sendungen von "Wer wird Millionär" und eroberte die Herzen des Publikums im Sturm. Danach rissen sich die Medien um ihn: Im Spreewald-Radio spricht er inzwischen über Gott und die Welt, demnächst startet er eine Sendung auf Youtube. Nebenbei backt der 23-Jährige immer noch Brötchen in seinem Kiosk.

Süddeutsche.de: Herr Troschke, haben Sie nach "Wer wird Millionär" mit dem Wirbel um Ihre Person gerechnet?

Aaron Troschke: Ich hatte damit gerechnet, dass über die Sendung noch geredet wird, aber nicht von so vielen Leuten. Selbst meine Oma, die einen anderen Nachnamen hat, wurde auf mich angesprochen. Am nächsten Tag wollte ich die Frühschicht in meinem Kiosk antreten. Aber dann ging es los. Zeitungen und Fernsehsender riefen an, wollten vorbeikommen. Ich konnte gar nicht mehr die Kunden bedienen, weil ich so viel quatschen musste.

Welche Angebote kamen denn?

Ich habe beim Spreeradio in Berlin eine eigene tägliche Rubrik bekommen, die heißt "Aaron backt und schnackt". Da quatsche ich mit der Moderatorin und sie stellt mir Fragen zu Gott und der Welt. Aber demnächst höre ich damit auf und bin dann Reporter beim Spreeradio. Als nächstes fange ich bei der Axel Springer Akademie in der Frank-Elstner-Moderatorenschule an. Ich würde gerne beim Fernsehen arbeiten, egal ob vor oder hinter der Kamera.

Wie wird Ihre neue Youtube-Sendung aussehen?

Die Planung geht jetzt erst los, einen Termin gibt es noch nicht. Das ist alles noch ein weißes Blatt Papier, und Sony und Endemol haben angeboten, mir ein paar Stifte dafür zu leihen. Jetzt werden wir anfangen, damit zu malen. Ich will Sachen zeigen, die die Leute interessieren, die sie aber normalerweise nicht sehen dürfen. Zum Beispiel. Was macht Markus Lanz vor der Sendung? Wie bereitet sich Günther Jauch auf "Wer wird Millionär" vor? Oder Helge Schneider kommt bei mir im Laden vorbei und macht den ganzen Tag mit mir Kaffee. Vielleicht teste ich auch mal verschiedene Jobs, Müllabfuhr oder Versicherungsvertreter. Das ist das Gute am Internet, da kann man machen, was man will.

Haben Sie Angst, dass Sie mal eine Bruchlandung hinlegen?

Ich habe jetzt alle Großen getroffen, die ich immer mal sehen wollte. Ich habe mir meinen größten Traum eigentlich schon erfüllt. Deswegen denke ich mir: Entweder es klappt oder es klappt nicht. In den Dschungel würde ich nicht gehen, oder sowas. Natürlich hat man Angst, zu versagen oder dass man höher gelobt wurde, als man ist. Aber wenn es nicht klappt, dann ist es eben so.

Wollten Sie schon vor "Wer wird Millionär" beim Fernsehen arbeiten?

Ich hatte mich schon mehrmals bei Viva beworben, aber immer Absagen von den Halunken bekommen. Ich wollte schon immer zum Fernsehen. Deswegen war ich auch beim Jauch. Ich wollte das Geld gewinnen, um dann Praktika beim Fernsehen machen zu können. Das kann ich mir jetzt sparen. Ich wusste zum Beispiel nie, was ich vor der Kamera mit meinen Händen machen soll. Aber gleich beim ersten Treffen hat mir Frank Elstner viele Tipps gegeben.

Was für Tipps?

Ich habe gelernt. Wenn ich die Arme runter hängen lasse, sollten sie nicht zu nah an den Körper heran kommen, weil das Unsicherheit und Ablehnung ausdrückt. Wenn man es aber so wie der Raab macht und auch mal die Hand in die Tasche steckt, wirkt das locker und souverän.

Zumindest haben Sie keine Kamerascheu, die Sie überwinden müssten.

Nee, ich bin vor der Kamera nicht nervös, ich freue mich eher darauf. Vielleicht bin ich auch ein bisschen kamerageil. Bei "Wer wird Millionär" war ich bis nach der 500-Euro-Frage nervös, weil ich Angst hatte, mich total zum Löffel zu machen. Danach war ich locker, weil ich dachte, wenn ich auf 500 Euro zurückfalle, lachen ein paar Kumpels vielleicht ein Jahr darüber, aber dann ist es vergessen. Aber wenn du gar nichts gewinnst, bleibst du ja immer der Depp.

Wie Markus Lanz wirklich ist

Haben Sie noch Kontakt zu Jauch?

Herr Jauch hat mich zweimal angerufen und gefragt, wie es mir geht, zum Jahresrückblick hat er mich ja auch eingeladen. Danach haben wir uns noch unterhalten und zusammen gegessen. Ich bin jetzt nicht adoptiert, so ist es nicht. Aber er ist ja auch immerhin für unsere Sendung vom 24. September für den Grimme-Preis nominiert. Und wenn er den kriegt, erwarte ich schon einen Strauß Blumen.

Sie haben sich ja auch prompt bei Markus Lanz zu "Wetten, dass?" selbst eingeladen.

Herr Lanz hat mich freundlich gefragt, ob wir mal was zusammen machen und dann habe ich ihm einfach den nächsten möglichen Termin bei mir genannt (lacht). Das hat sich durch Zufall mit "Wetten, dass?" überschnitten. Er hat mich dann nach Düsseldorf kommen lassen und ich hatte einen super Platz. Womit ich nicht gerechnet hatte: Ich durfte mit Markus Lanz das Warm up machen. Und da war ich so aufgeregt. Hätte ich damals bloß gewusst, dass die Arme nicht zu nah am Körper sein sollen!

Sie haben inzwischen alle möglichen Prominenten kennengelernt. Was war die interessanteste Begegnung?

Also Günther Jauch ist schon eine Kanone. Ihn kennenzulernen, war ein Highlight. Auch Markus Lanz ist so ein netter Typ, wenn dem jemandem das Handy klaut, rennt er ihm noch hinterher und verrät ihm die PIN. Mit Hugo Egon Balder habe ich jetzt eine Sendung aufgenommen, die er den Sendern anbietet. Mit ihm hat es auch total Spaß gemacht. 80 Prozent der Prominenten sind wahnsinnig lieb. Bestes Beispiel: Joko habe ich mal am Flughafen angesprochen. Daraufhin hat er mich zur Premiere von "Circus Halligalli" eingeladen.

Warum sind Sie so beliebt?

Darauf weiß ich keine Antwort. Ich freue mich einfach, dass die Leute mich so mögen, wie ich bin. So, dass ich mich nicht verstellen muss.

Wie wird es mit Ihrem Kiosk weiter gehen? Bleibt Ihnen dafür noch Zeit?

Bisher ging es. Ich habe die Frühschicht übernommen von 5 bis 12 Uhr und konnte danach noch alle möglichen anderen Sachen machen. Aber durch die Moderatorenschule wird das jetzt schwierig. Ich liebe meinen Laden, und so lange er sich trägt, ist alles in Ordnung. Aber wenn es zeitlich gar nicht mehr geht, muss ich ihn verkaufen und vielleicht noch als Angestellter dort weiter arbeiten.

Was haben Sie mit dem gewonnenen Geld gemacht?

Nichts Großartiges, weil ich mich noch an die Zeiten erinnere, in denen ich in meinem Laden Angst hatte, dass die Kaffeemaschine kaputt geht, weil ich kein Geld für die Reparatur hatte. Ich habe mir eine Liste gemacht mit den Ausgaben, die ich seit dem Gewinn hatte, und ich habe etwa 1000 Euro für Klamotten ausgegeben. Aber sonst habe ich nichts sinnlos verplempert.

Gibt es noch einen Traum, den sie sich erfüllen wollen?

Mein neuer Traum ist eine eigene Fernsehsendung, in der ich die Leute unterhalten kann.

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