TV-Ereignis:Nur noch zwei Staffeln "Game of Thrones" - halleluja!

Game of Thrones Lena Headey

Lena Headey in einer Szene von Game of Thrones. Trotz ihres riesigen Erfolges wird die Serie am Ende der achten Staffel enden.

(Foto: AP)

Nichts ist schlimmer, als eine Lieblingsserie, die kein Ende findet.

Von Hannah Beitzer

Achtung: Spoiler! Absatz neun und zehn könnten gefährlich werden.

In meinem Schrank hängt ein Kleid, das ich schon seit Jahren nicht getragen habe. Es ist dunkelblau und fällt von der Brust abwärts in weiten Tüllwellen bis zum Knie. "Darin könntest Du bei Game of Thrones mitspielen", spottete mein Mann, als ich es neulich auf einer Hochzeit anziehen wollte. Ich ging dann doch lieber in Schwarz.

Aber aussortieren werde ich das Kleid trotzdem nicht. Denn in nicht allzu ferner Zukunft wird es die perfekte Gelegenheit geben, es noch einmal zu tragen: Game of Thrones, so hat es der Fernsehsender HBO kürzlich mitgeteilt, wird nur noch zwei Staffeln lang laufen. Dann ist Schluss. Seitdem freue ich mich auf die letzte Folge und überlege, wen ich zu der Mottoparty einlade, die ich dann schmeißen werde.

Das perfekte Ende: "Sex and the City"

Überall sonst herrscht große Bestürzung. Die Fans seien untröstlich, heißt es im Internet, nur noch zwei Staffeln, wie soll es bloß ohne weitergehen und so weiter und so fort. Ich verstehe das nicht. Es gibt doch nichts Besseres als eine Lieblingsserie, die ein würdevolles Ende findet.

Ich denke zum Beispiel an Sex and the City. Das war die erste Serie, die ich als Studentin von vorne bis hinten angeschaut habe. Vier beruflich erfolgreiche, irre witzige und gut, aber nicht zu gut aussehende New Yorkerinnen, die Sex mit reihenweise Männern hatten, passten gut in eine Zeit, in der auch ich dachte, die Sache mit der Gleichberechtigung sei eigentlich durch.

Als 2004 die letzte Folge lief, luden meine Freundinnen und ich uns bei einer uns nur flüchtig bekannten Jungs-WG ein, die einen Beamer hatte, zogen unsere schicksten Kleider an und tranken wehmütig einen letzten Prosecco. Carrie bekam endlich ihren Mister Big, blieb trotzdem irgendwie sie selbst. Ein perfektes Ende.

Heute, aus Sicht einer 33-jährigen Feministin, wirkt das ganze Setting ... na ja, lassen wir das. Und genau das ist der Punkt: Lieblingsserien, die zur richtigen Zeit enden, können auch noch in guter Erinnerung bleiben, wenn sie längst wie aus der Zeit gefallen wirken.

Wenn der Absprung nicht gelingt

Den meisten Serien gelingt aber leider der Absprung nicht. Bei mir kam zum Beispiel nach Sex and the City das Krankenhaus-Drama Grey's Anatomy. Das ständige berufliche und emotionale Auf-die-Nase-Fallen der jungen Ärzte fesselte mich jahrelang. Aber irgendwann waren die meisten meiner Lieblingsfiguren tot oder sonst irgendwie aus der Serie verschwunden. Und die, die übrig blieben, waren mit ihren immer gleichen Neurosen irgendwann keine Lieblingsfiguren mehr. Ihre ständigen Selbstzweifel in Job und Beziehung erschienen mir albern. Das war's mit mir und den jungen Ärzten.

Dann kam True Blood. Diese trashigste und expliziteste aller modernen Vampir-Serien, das viele Blut, der schwarze Humor, die unverhohlenen Seitenhiebe auf Rassisten und Spießer jeder Art - ich fand es von vorne bis hinten großartig! Aber irgendwann wurde die Serie dann ein unübersichtliches Kuddelmuddel, zu den Vampiren gesellten sich Werwölfe, Feen, Gestaltenwechsler, Hexen und ich weiß nicht was noch alles. Die progressive Gesellschaftskritik, die die Serie zu Beginn so angenehm von den üblichen Teenie-Vampire-Dramen unterschied, drang kaum noch durch. Ich stieg aus.

Zu dieser Zeit kam Game of Thrones gerade recht. Drachen, Schwertkämpfe, böse Königinnen, tapfere Ritter und Ritterinnen, viel Sex, noch mehr Intrigen - ich war von Anfang an dabei. Erschrak mich über die "Rote Hochzeit" fast zu Tode. Fürchtete mich vor den White Walkers. Wünschte mir im grauen Büroalltag zwei treue Drachen an die Seite.

Das Finale feiern

Ich weinte ein wenig, als Jon Snow starb. Und ein wenig, als er wieder auferstand. Bejubelte Sansas Sieg über ihren widerlichen Ehemann Ramsay Bolton. Warte immer noch auf den Moment, in dem ihre Schwester Arya endlich von ihrer jugendlichen Sinnsuche zurück kommt und den Jungs zeigt, wie man ein Königsreich erobert. Oder es wenigstens die blonde Herrscherin Daenerys Targaryen mit ihren Drachen mal über den Ozean schafft.

Und ich weiß trotzdem: Irgendwann hätte auch in dieser Serie jede mit jedem gevögelt. Oder es wären alle, derentwegen ich jetzt einschalte, tot. Dann doch lieber eine tolle letzte Folge, vor dem Fernseher im Kleid mit den blauen Steinen. Übrigens hat mein Mann auch schon ein passendes Outfit für die allerletzte Folge Game of Thrones. Auf seinem Lieblings-T-Shirt steht das Serien-Motto "Winter is coming" - und die Aufforderung "Brace yourself", mach Dich bereit. Darunter strickt sich ein kleiner, sehr niedlicher Drache in einen dicken Wollpulli ein.

Also, was uns angeht: Der Winter kann kommen.

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