TV-Duell zwischen Merkel und Schulz:"Die Vorgaben für das Duell sind problematisch"

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Es gab Zeiten, da fand Sandra Maischberger die Vorstellung, das TV-Duell zu moderieren "nicht reizvoll". Das hat sich geändert. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Am Sonntag wird es auch auf Moderatorin Sandra Maischberger ankommen, was die Kanzlerkandidaten Merkel und Schulz im TV-Duell sagen. Der Ablauf allerdings ist streng geregelt.

Von Claudia Tieschky

Sie ist als Talk-Moderatorin sonst für die Fragen zuständig, in diesem Moment aber gibt Sandra Maischberger im SZ-Interview selbst Antworten. Treffpunkt ist das ARD-Hauptstadtstudio, ein Raum mit Glaswänden, durch die immer wieder Sendermitarbeiter hereinwinken, sie winkt dann zurück. Es geht um das TV-Duell der Kanzlerkandidaten am Sonntag, oder, wie sie es nennt "das Hochamt des Wahlkampfs". Sandra Maischberger hat die durchaus charmante Fähigkeit, total unbekümmert zu antworten - und dann im nächsten Moment des Interviews enorm ernsthaft zu werden. Also, wie war das gleich noch? Hat sie nicht früher mal gesagt, dass für sie das Kanzlerduell im TV inhaltlich "nicht reizvoll" sei?

Egal, am Sonntag moderiert sie es nun zusammen mit Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Claus Strunz (Sat 1). Und wenn man ihr mit ihrer alten Einschätzung kommt, verlegt sie sich erst gar nicht auf langes Ausweichen. Schalk blitzt dann in ihren Augen. Denn die Sache ist ganz einfach: "Wenn man es macht, ist es natürlich reizvoll!"

Es ist natürlich überhaupt nicht einfach, dieses Duell zwischen Angela Merkel, CDU, und Martin Schulz, SPD, zu moderieren, das schon vorab so umstritten ist wie selten zuvor - da wird es dann schnell ernst im Gespräch. Die Sender ARD, ZDF, RTL und Sat 1, die es am Sonntag 90 Minuten lang live übertragen, wollten es weniger starr gestalten. Neue Regeln sollten mehr Spielraum für Spontanität geben; je zwei Moderatoren für die Hälfte der Zeit lautete der Vorschlag.

Doch Merkels Unterhändler lehnten eine Teilnahme der Kanzlerin unter diesen Bedingungen ab. Der frühere Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender, hat das "Erpressung" genannt. Maischberger macht im SZ-Gespräch deutlich: Auch sie ist nicht damit zufrieden. "Die Vorgaben für das Duell sind problematisch", sagt sie, zu viel streng Formalisiertes.

Mehr als die Hälfte der Wähler sind noch unentschlossen

Andererseits ist sie eine Pragmatikerin, die findet: "Dass die Kanzlerin das Duell so führen möchte, wie es in den letzten Jahren war, ohne Veränderungen - tja, das muss man, fürchte ich, hinnehmen." Das Duell nicht stattfinden zu lassen, sei "die schlechtere Alternative". Mehr als die Hälfte der Wähler sei noch unentschlossen, zitiert sie die Umfragen und ist jetzt tatsächlich ganz ernsthaft: "Wenn am Ende dieses Duells ein paar von ihnen wissen, wen von beiden sie wählen, dann haben wir schon viel erreicht." Und was das Formale angeht - das Recht der Moderatoren, Merkel und Schulz auch "ungehörige Fragen" zu stellen, das verteidigt sie. Und sie sagt: "Vielleicht passiert am Sonntag etwas, das Sie gar nicht erwarten."

Maischberger rechnet allerdings damit, dass die beiden Kontrahenten in ihren Vorbereitungsrunden ganz genau überlegen, wie und wann sie Persönliches preisgeben. "Wenn ich mir jetzt gerade einen Ort aussuchen könnte, in den ich mich hereinbeamen dürfte, dann wären das diese Vorbereitungsrunden."

Unter den vier Moderatoren des TV-Duells werde wohl Claus Strunz am stärksten seine Meinung einbringen, meint sie. "Er ist jemand, der sich gerade in der Flüchtlingsfrage sehr klar gegen Merkels Kurs positioniert hat, da gibt es überhaupt gar kein Vertun, wo er steht." Warum sie dagegen als Journalistin nur ungern ihre Haltung zu einem Thema öffentlich macht, lesen Sie im vollständigen Interview mit der Moderatorin.

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SZ PlusSandra Maischberger über das TV-Duell
:Man kann ja mal fragen

Am Sonntag findet das Kanzlerduell statt. Die Moderatorin Sandra Maischberger über emotionale Reaktionen, Martin Schulz' Rolle und ob Angela Merkel die Sender zwingt, sie durch die Regeln des Gesprächs zu begünstigen.

Interview von Robert Roßmann und Claudia Tieschky

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