Serie "Truth be told":Irgendwas mit Familie und Gerechtigkeit

Talentierte, beliebte Schauspieler, ein True-Crime-Podcast als Grundlage: "Truth be told" hat beste Zutaten und geht trotzdem nicht auf.

Von Elisa Britzelmeier

Truth Be Told

Poppy Parnell (Octavia Spencer) macht einen Krimi-Podcast.

(Foto: Apple +)

Mal angenommen, man wollte sich eine richtig gute Serie backen - man wäre froh, Zutaten wie die von Truth Be Told zur Verfügung zu haben. Schauspieler, die bei Serienguckern beliebt sind, womöglich sogar Oscarpreisträger; ein Thema, das sich in anderen Genres bewährt hat, als Serie aber neu ist; Geldgeber, die über schier grenzenlose Mittel verfügen. Dass die Produktion von AppleTV+ trotzdem in sich zusammenfällt wie ein missglücktes Soufflé, ist da kaum zu begreifen.

Im Mittelpunkt von Truth Be Told steht eine Journalistin, die podcastende Pulitzerpreisträgerin Poppy Parnell (gespielt von Oscarpreisträgerin Octavia Spencer). Vor zwanzig Jahren hat ihre Berichterstattung dazu beigetragen, dass ein Jugendlicher ins Gefängnis kam. Nun bekommt sie neue Informationen zu dem Fall - und Zweifel: Ist der wegen Mordes verurteilte Warren Cave (gespielt von Breaking-Bad-Liebling Aaron Paul) vielleicht doch unschuldig? Poppy nimmt die Recherchen wieder auf, und das war's dann auch mit ihren Zweifeln, fortan ist sie überzeugt von Warrens Unschuld - und von ihrer Aufgabe, ihn wieder herauszuholen.

Journalistisch ist das natürlich ziemlich fragwürdig. Was ihr zunächst aber überhaupt nicht zum Problem wird. Poppy Parnell recherchiert stur in eine Richtung, führt ihre Gesprächspartner in die Irre, muss erinnert werden, dass sie da im Leben echter Menschen rumwühlt. Fast nie stellt sie die Fragen, die sich die Zuschauerin gerade stellt, warum genau etwa der Vater des Verurteilten findet, dass sein Sohn ins Gefängnis gehört. Alles Dinge, die gute Reporter anders machen. Stattdessen streut Poppy Kalendersprüche in ihren Podcast, über Familie, Gerechtigkeit, Wahrheit, solche Sachen.

Dabei will man diese Figur eigentlich mögen: eine nicht ganz junge, nicht ganz schlanke schwarze Reporterin mit einer komplizierten, schrägen Familie. Man mag sie auch nicht nicht. Sie ist einem nur leider sehr egal. Weil sie nicht greifbar wird in den leeren Sentenzen, die sie sagt, und in der blaustichigen Hochglanz-Optik, die sie umgibt. Genauso wie einem egal bleibt, wer nun wirklich der Mörder ist. Da kann Aaron Paul noch so überzeugend böse Satzfetzen ausspucken, Lizzy Caplan in einer Zwillingsdoppelrolle noch so glaubhaft den Schmerz der Töchter des Ermordeten zeigen - es fehlt an Seele und an Ideen in Truth Be Told.

Besonders schade ist das alles, weil die Serie auf der Beliebtheit von True Crime-Podcasts fußt. Vor allem erinnert sie an das Erfolgsformat Serial aus dem Jahr 2014, das ebenfalls einen scheinbar abgeschlossenen Mordfall wieder aufrollte. Der Podcast aber zeichnet sich gerade dadurch aus, dass die Reporterin Sarah Koenig permanent zweifelte und darüber redete, alle Blickwinkel einnahm, sodass man am Ende der einen Folge überzeugt war von der Unschuld des Verurteilten - und am Ende der nächsten von seiner Schuld. Truth Be Told lässt solche Stärken nicht zu. Die Serie scheint etwas anderes erzählen zu wollen. Irgendwas mit Familie. Oder Gerechtigkeit. Oder Wahrheit. Was genau, bleibt leider heiße Luft.

Truth be told, auf Apple TV +

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