Trump und die Medien:Lobet den Herrn

Lesezeit: 2 Min.

Der "New Yorker" legt in einer großen Reportage dar, wie Fox News zu Donald Trumps Propagandasender wurde und auch eine Geschichte über dessen Affäre mit Pornodarstellerin Stormy Daniels zurückhielt.

Von Willi Winkler

Anfang Februar sandte Donald Trump eine Prophezeiung an seine knapp sechzig Millionen Gefolgsleute auf Twitter: "Eines Tages werden die Fake-News-Medien ehrlich werden & berichten, dass Donald J. Trump in Wirklichkeit ein TOLLER Kandidat war!" Nur wenige Tage zuvor hatte er die New York Times um eine "einzige tolle Geschichte" angefleht, eine Geschichte, die ihn endlich als so strahlend und erfolgreich zeigt, wie er sich sieht. Bisher ist es dazu noch nicht gekommen, was möglicherweise damit zu tun hat, dass die Medien, jedenfalls in Ländern, die nicht totalitär regiert werden, das Recht haben, die Regierung und den Präsidenten zu kritisieren.

Zeitungen wie die Times, Fernsehsender wie CNN, gelten Trump als Feinde, aber er verfügt auch über treue Freunde, die ausdauernd sein Lob singen. Nicht wenige davon sammeln sich bei Fox News, dem Sender, den Rupert Murdoch 1996 als konservatives Gegenprogramm zu CNN gegründet hat. 2017, in dem Jahr, als Trump ins Weiße Haus einzog, wurde das Motto "Fair und ausgewogen" aufgegeben; Fox News ist längst, wie die Reporterin Jane Mayer jetzt in einer großen Reportage im New Yorker belegt, ein Propagandasender, wie es ihn sonst diesseits des ehemaligen Ostblocks kaum mehr gibt. Vor der Wahl 2016 soll der Sender sogar einen gründlich belegten Bericht über die Affäre des heutigen Präsidenten mit der damaligen Pornodarstellerin Stormy Daniels zurückgehalten haben, wie das Magazin schreibt.

Murdoch habe Trump siegen sehen wollen. Hat er dann auch. Nun beginnt der Präsident laut Augenzeugen seinen Arbeitstag mit dem Morgenprogramm von Fox News und beendet ihn mit einem Telefonat mit Sean Hannity, bei Fox News der eifrigste Ruhmredner Trumps. Aus dem Fernsehen bezieht er den Stoff für seine Tweets, und gern lässt er sich, wie Mayer ausführlich nachweist, auch in seinen politischen Entscheidungen von Fox beeinflussen. Um störenden Fragen zu entgehen, gewährt Trump fast nur noch seinen Fans von Fox News Interviews. Für seine Außendarstellung holt er sich Leute von Fox News, andere wechseln vom Weißen Haus zu Murdochs Sender. Bei einer Wahlkampfveranstaltung bat Trump seinen Jünger Hannity auf die Bühne und ließ ihn von dort aus über die Medien herziehen. Selbstverständlich interpretierte Hannity das gescheiterte Gipfeltreffen mit Kim Jong-un in Hanoi als diplomatischen Sieg seines Idols.

Alle profitieren davon, am meisten aber Rupert Murdoch. Es ist, wie Matt Gertz von der unabhängigen Organisation Media Matters sagt, denkbar schlicht: "Die Sicht auf die Welt, die der Präsident hat, wird vor allem von dem bestimmt, was er bei Fox News sieht, während es Fox um die Quote und um Geld geht, und beides erreichen sie durch möglichst viel Rummel." Eine einzige tolle Geschichte.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: