Es gibt Beobachter, die das Verhältnis von US-Präsident Donald Trump zu Medien folgendermaßen beschreiben: Entweder er mag sie, weil sie ihm genehme Berichte veröffentlichen, oder er hasst sie, weil sie kritisch berichten. In die zweite Kategorie kann man die New York Times einordnen, gegen die Trump in regelmäßigen Abständen Tiraden auf Twitter ablässt. Umso überraschender ist es, dass sich der Präsident mit dem Herausgeber der NYT traf. Oder auch nicht, wenn man bedenkt, welche Dinge Trump auch schon über Kim Jong-un oder Wladimir Putin oder diverse andere Staats- und Regierungschefs twitterte - und sich dann doch mit ihnen traf.
Bei dem Zusammenkommen mit Arthur Gregg Sulzberger, der seit Januar den Verlegerposten der renommierten Times innehat, ging es um Trumps Lieblingsthema: Fake News. Eine Woche nach dem Treffen am 20. Juli twitterte Trump am Sonntag: "Verbrachten viel Zeit damit, über die riesigen Mengen Fake News zu sprechen, die von den Medien verbreitet werden & wie diese Fake News sich zur Redewendung 'Feind des Volks' gewandelt haben. Traurig!"
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Ausführlicher und auch differenzierter äußert sich Sulzberger. Der hatte zunächst nichts über das Treffen im Weißen Haus verlautbaren lassen, weil ihn seine Gastgeber zunächst darum gebeten hatten. Da Trump aber darüber twitterte, wolle er seinen Standpunkt erläutern. Er erklärte, er habe Trump gesagt, dass dessen gegen die Presse gerichtete Rhetorik "nicht nur spalterisch, sondern zunehmend gefährlich" sei.
Sulzberger bat Trump nicht, die Angriffe gegen die "Times" einzustellen
Zudem habe er Trump erklärt, dass er über dessen Einstufung von Journalisten als "Feinde des Volkes" besorgt sei. Derart "aufrührerische Sprache" trage zu einer Zunahme von Drohungen gegen Journalisten bei "und wird zu Gewalt führen". Sie schwäche die "demokratischen Ideale unserer Nation" und untergrabe "unserer großartigsten Exportgüter": das Bekenntnis zu "Meinungsfreiheit und einer freien Presse", so Sulzberger. Er habe keinerlei Illusionen darüber, dass der Präsident nach seinen Äußerungen die Times weiterhin attackieren werde.
Er habe Trump bei dem Treffen nicht gebeten, seine Angriffe auf die Times zu mäßigen, sagte Sulzberger. Vielmehr habe er inständig an ihn appelliert, seine allgemeinen Attacken auf den Journalismus zu überdenken. Diese seien "gefährlich und schädlich für unser Land". Die Sprache des Präsidenten werde von autoritären Regimes eingesetzt, um Angriffe auf Journalisten zu rechtfertigen.
Die Antwort Trumps auf Sulzbergers Statement ließ nicht lange auf sich warten: In einer Serie von Tweets erklärte er unter anderem, er werde einen Ausverkauf des Landes "durch Anti-Trump-Hasser in der ... sterbenden Zeitungsbranche" nicht zulassen. Er warf Reportern vor, "interne Beratungen der Regierung" zu enthüllen, was "das Leben von vielen" gefährden könne. Mit der Pressefreiheit sei die Verantwortung verbunden, korrekt zu berichten - eine Haltung, die von Journalisten geteilt wird. 90 Prozent der Berichterstattung über seine Regierung sei negativ, schrieb er und verwies auf die Times und die Washington Post, die häufig im Visier seiner Kritik stehen.
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Sulzberger hatte den Verlegerposten am 1. Januar von seinem Vater übernommen. Trump twitterte danach, der Führungswechsel gebe dem Blatt eine "letzte Chance", die Vision von Unparteilichkeit seines Gründers zu erfüllen.