Medienkolumne "Abspann":Wer hat an der Uhr gedreht?

Wahl-Triell - TV-Diskussion Kanzlerkandidaten

Falsche Zeitmessung trotz Software und Stoppuhr: Triell am vorigen Sonntag mit Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Armin Laschet (CDU, r.) und Olaf Scholz (SPD).

(Foto: dpa)

Wie ARD und ZDF die Zeitmessung beim Triell der Kanzlerkandidaten vergeigt haben.

Von Aurelie von Blazekovic

Penible Zeitmessung war eigentlich das Ziel der Stoppuhren auch beim Fernseh-Triell von ARD und ZDF. Penible Zeitmessung ist ja eh der Fetisch derzeit bei jedem TV-Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten, damit nicht hinterher die eine Filterblase über die Vorteile der anderen Filterblase losjammert. Die Großanstalten ARD und ZDF haben sich im Triell am vorigen Sonntag leider, wie das Portal Übermedien recherchierte, nicht nur einmal, sondern zweimal vermessen. Komplettes Chaos. Schuld, sagen die Sender: die Software.

Noch in der Sendung war es Annalena Baerbock, die bemerkte, dass die Stoppuhren im Studio nicht richtig liefen, die von Scholz laufe weiter, obwohl der gar nicht mehr rede. Moderatorin Maybrit Illner musste stellvertretend für die insgesamt verunglückte Doppel-Moderation einräumen: "Das geht nicht!"

Im Laufe der Sendung hätte das Problem eigentlich behoben sein sollen, Illners Co-Moderator Oliver Köhr sagte das zumindest, und korrigierte Zeiten wurden eingeblendet. Der Endstand lautete am Ende des Abends, nach mehr als 90 Minuten Debatte: Armin Laschet habe mit 26:25 Minuten Redezeit zwei Minuten mehr gesprochen als seine Kontrahenten. Doch auch dieses Ergebnis stimmt nicht, wie die für die Sendung verantwortliche Redaktion von ARD und ZDF jetzt bestätigt. Auch die zusätzliche Handstoppung, die nach Baerbocks Einwand gestartet wurde, führte offenbar nicht zum Ziel. Die Moderatoren, erklären ARD und ZDF jetzt, hätten am Schluss ja transparent darauf hingewiesen, dass die Teilnehmer insgesamt "relativ nah beieinander" lägen und dass der Zeitunterschied bis zum Ende der Sendung nicht mehr ausgeglichen werden könne.

In Wirklichkeit hatte Annalena Baerbock deutlich weniger Redeanteil. "Am Ende lag Olaf Scholz bei einer Redezeit von 24:51, Armin Laschet von 24:13 Minuten, also nur 38 Sekunden auseinander. Frau Baerbock hatte dagegen etwa 3 Minuten weniger Redeanteil." So lautet das vorläufig wirklich total echte Endergebnis von ARD und ZDF.

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