Süddeutsche Zeitung

RTL-Serie "Transporter":Tut verdammt weh

Luc Bessons Action-Reihe "Transporter" über einen Kurierfahrer wird von RTL als Serie adaptiert. Regel 1: Der Held muss gut aussehen. Regel 2: Schurken müssen wie Schurken aussehen. Regel 3: Das Auto muss gut aussehen.

Hans Hoff

Offiziell hat der "Transporter" drei Regeln. Regel 1: Ändere nie die Abmachung. Regel 2: Keine Namen. Regel 3: Öffne nie das Paket. Er ist, das weiß man aus den Kinofilmen kennt, ein Kurierfahrer, der heikle Dinge oder gesuchte Personen kutschiert und dabei so manches Abenteuer erlebt. Nun geht Luc Bessons Transporter in TV-Serie, und plötzlich gelten ganz neue Regeln.

Regel 1: Der Held muss gut aussehen. Regel 2: Die Schurken müssen wie Schurken aussehen. Regel 3: Das Auto muss gut aussehen. Im Prinzip gibt es noch eine vierte Regel. Die lautet: In jede Folge gehören mindestens eine Schlägerei und zwei Verfolgungsjagden. Und dann kommt noch die fünfte Regel, die besagt, dass pro Folge mindestens zwei der Kino-Regeln zu brechen sind.

Es ist also immer Alarm in dieser Serie. Wer häufig am Donnerstag um 20.15 Uhr fernsieht, kennt das, denn dort läuft normalerweise Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei. Die funktioniert vor allem nach Regel vier, vernachlässigt dafür aber die neue Regel Nummer eins. Cobra 11 ist quasi die rheinische Alltagsversion vom Transporter. Alles wirkt hemdsärmeliger bei den Kölner Polizisten. Kein Vergleich mit dem geschniegelten Auftritt, den der Darsteller Chris Vance seinem Transporter verpasst. Als Ersatz für den Kino-Mann Jason Statham muss er nun vor allem gut aussehen.

Es stellt sich also die Frage, wie wichtig Schönheit für die Rolle ist. "Ich würde nicht sagen Schönheit, ich würde eher von Eleganz sprechen", sagt Vance, der besonders stolz darauf ist, dass er für die vorerst zehn Folgen den vollen körperlichen Einsatz abgeliefert hat. "Ich habe so viele wie möglich selber gemacht", sagt er, wenn er nach den Stunts gefragt wird.

"Jeder muss Abstriche machen"

Einer der Stunts ging indes in die Hose. "Es war schon spät, ich war müde und bin ausgerutscht", sagt Vance. Er verletzte sich an der Schulter und brachte damit die gesamte Produktion zu einem unfreiwilligen Stopp, der Wochen dauerte. Was hat er gedacht, als es passierte? "Was jeder denken würde: Das tut verdammt weh."

Weh tat es auch den an der Produktion beteiligten Sendern. Transporter eine französisch-kanadische Koproduktion in Zusammenarbeit mit HBO/Cinemax, Movie Central (Kanada), M6 (Frankreich) und RTL. Es stand also viel auf dem Spiel. Bei RTL ist Barbara Thielen als Fiction-Chefin für das Projekt verantwortlich. "Es war eine spannende Erfahrung. Ein Weg zur Herstellung hochwertiger Serien wird auch in Zukunft die Koproduktion sein", sagt sie, die viel lernen musste, was das Arbeiten über Grenzen angeht. Immer wieder wollten die Partner etwas anderes als RTL. "Das ist natürlich in der Abstimmung ungleich komplizierter, wenn so viele starke Partner mit im Boot sitzen", sagt sie und bekennt, dass nicht alles durchzusetzen war. "In einer Koproduktion muss jeder Abstriche machen."

Etliche Vorschläge hatte RTL für die Bücher beigesteuert, aber nicht alles kam durch. "Zwei Ideen der ursprünglichen vier deutschen Bücher wurden übernommen", sagt Thielen und erzählt, dass das Ergebnis von ursprünglichen Planungen abweicht. "In einigen Belangen ist die Serie anders geworden, als ich sie mir vorgestellt habe."

Charlie Hübner, Hannes Jaenicke und Uwe Ochsenknecht im Cast

Weil Transporter bei RTL schon früh für den Oktobereinsatz programmiert war, stand der Kölner Sender nach dem Unfall von Vance unter Druck. "Wir haben uns inhaltlich stark eingebracht, zum Schluss aber etwas zurückgehalten, damit wir fertig werden", sagt Thielen, die gerne betont, dass die Marke Transporter ideal zu RTL passt. Schickes Äußeres, viel Krachbummbäng, das mag man beim Kommerzkanal. Damit es auch ein bisschen deutsch wirkt, hat man als Nebenfiguren Charlie Hübner, Hannes Jaenicke und Uwe Ochsenknecht im Cast untergebracht.

Und dann kommt noch ein Argument zum Tragen, das insbesondere die Controller bei RTL erfreuen dürfte. "Wir haben weniger bezahlt als für eine aufwendige deutsche Serie", sagt Thielen. Jetzt muss sich der schöne Kurierfahrer nur noch auf dem Sendeplatz bewähren und zeigen, dass er mit akkurat gebügeltem weißen Hemd und schwarzer Krawatte mehr kann als die Beamten von Cobra 11, die immer so aussehen, als würden sie ein bisschen nach Schweiß riechen. Vor allem aber muss er sich gegen den Trend stemmen, der internationale Produktionen im deutschen Fernsehen derzeit ziemlich alt aussehen lässt, CSI, Dr. House, Person of Interest sind keine großen Erfolge. Sonst hat es sich nach zehn Folgen wohl bald wieder austransportiert.

Transporter, RTL, von 11. Oktober an, donnerstags, 20.15 Uhr.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1491677
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.10.2012/vks/rus
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.