Til und Luna Schweiger im "Tatort":Nuscheln im Duett

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Als könnten sie nicht ohne einander: Til und Luna Schweiger im neuen "Tatort".

(Foto: NDR/Marion von der Mehden)

Wie in seinen Kinofilmen schart Til Schweiger auch im neuen "Tatort" aus Hamburg bekannte Gesichter um sich. Persönliche Freunde des Hauptdarstellers und vor allem: seine Tochter Luna. Sie spielt auch im Krimi seine Tochter. Und das mit Talent, findet der NDR. Zu sehen ist davon nicht viel.

Von Carolin Gasteiger

Auf sein Debüt im "Tatort" warten alle: Til-Schweiger-Fans, die ihren Helden wieder in Action sehen wollen. Fans der Krimireihe im Ersten, besonders diejenigen, die noch nicht recht glauben wollen, dass dieser Typ aus dem Kino nun Mordfälle in Hamburg lösen soll. Und natürlich alle, die Schweiger vor allem scheitern sehen wollen.

Selten hat ein "Tatort"-Kommissar im Vorfeld so viel Wirbel verursacht: Von der Forderung nach einem neuen Vorspann (von der Schweiger später aber wieder Abstand nahm), über die Änderung des Namens seiner Figur (von Nick Tschauder in Nick Tschiller) oder die aufwändigen Dreharbeiten in Hamburg: alles geschenkt.

Aber eines muss man sich genauer ansehen: den Cast des Hamburg-"Tatorts". Denn einige Rollen sind mit alten Bekannten Schweigers besetzt. Seinen Assistenten spielt Fahri Yardim, der bereits in "Keinohrhasen", "Kokowääh" und "Schutzengel" mitwirkte - und der auf Vorschlag Schweigers besetzt wurde (in diesem Fall völlig zu Recht). Bei der Frage, wer seinen Vorgesetzten verkörpert, brachte Schweiger erfolgreich Tim Wilde ins Gespräch.

Und sein alter Freund Wotan Wilke-Möhring, der bald selbst als "Tatort"-Kommissar antritt, erteilt Tschiller in dessen ersten Fall als Kollege am Pissoir gute Ratschläge. Eine Personalie fällt besonders auf: Schweigers Tochter Luna mimt Nick Tschillers Tochter Lenny. Natürlich ist das kein Zufall.

Dass Til Schweiger in seinen Filmen gern seine Kinder um sich schart, ist bekannt. Luna spielt in "Willkommen in Hamburg" bereits zum sechsten Mal an der Seite ihres Vaters. Ob sie Schauspielerin werden wolle, könne sie noch nicht sagen, antwortete sie im vergangenen Jahr in einem Interview mit der Gala. Und ihr Vater entgegnete im selben Interview sinngemäß, seine Tochter solle ihre Kindheit erst noch genießen. Mit einer dauerhaft angelegten Rolle im "Tatort"? Kann der Mann nicht mehr ohne seine Kinder vor die Kamera? Fühlt er sich nur im Kreise seiner Clique wohl? Und warum lässt sich der NDR darauf ein?

"Ganz normale Prozesse"

Der Sender jedenfalls hat im Vorfeld von Schweigers Premiere als Kommissar weit mehr Kritik abzuwehren als üblich. Christian Granderath, verantwortlicher Redakteur für den Hamburger "Tatort", bringt all das in Rage. "Das sind ganz normale Prozesse", erklärt er SZ.de genervt. Es sei eben nicht so, dass Til hier seine Kumpel eingeschleust hätte - alle Besetzungen hätten allein mit der schauspielerischen Leistung zu tun. Aha. Wenn der NDR-Mann das aber so vehement betont, hat es doch irgendwie einen faden Beigeschmack.

Bei Luna Schweiger spiele auch das besondere Vertrauensverhältnis eine Rolle, das zwischen Kindern und Erwachsenen am Set sehr wichtig sei, so Granderath. "Luna hat Schauspiel- und Filmerfahrung und war aus vorherigen Produktionen so interessant, dass Christian Alvart (Regisseur, Anm. der Red.) sich für sie entschieden hat." Der Vorschlag sei tatsächlich von Schweiger gekommen und willkommen gewesen, sagt Granderath.

Leider merkt man von Lunas schauspielerischem Talent in der ersten Folge nur wenig. Der unaufgeregte Gesichtsausdruck der 16-Jährigen ändert sich kaum und den Mund kriegt sie beim Sprechen auch kaum auf. So nuscheln Vater und Tochter in "Willkommen in Hamburg" gemeinsam vor sich hin. Ein kleiner Auszug:

"Mama hat angerufen." "Und?" "Sie hat gefragt, ob Du immer noch nett zu mir bist oder ob ichs schon bereue, dass ich zu Dir gezogen bin." "Und was hast Du gesagt?" "Ich hab ihr gesagt, dass Du mir jeden Morgen ein weiches Ei zum Frühstück machst."

Tröstlich ist zumindest, dass die Vater-Tochter-Story im NDR-"Tatort" nur die Rahmenhandlung bildet. Anders als in Schweigers Kinofilm "Schutzengel", der sich eigentlich mit dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auseinandersetzen soll, in Wirklichkeit aber zum kitschigen Freundschaftsdrama zwischen Schweiger und Luna als seinem Schützling verkommen ist. Der Hamburger "Tatort" definiert sich wie wohl kaum ein anderer über seinen Hauptdarsteller - und Lunas Engagement trägt dazu leider nur bei. "Wo Til Schweiger draufsteht, ist auch Til Schweiger drin", um den Schauspieler aus einem jüngst geführten Interview mit Spiegel Online zu zitieren. In diesem Fall ist es ein(e) Schweiger zu viel.

Tatort "Willkommen in Hamburg": Sonntag 10. März, 20.15 Uhr, ARD

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