Einer der wenigen Vorteile des Totseins besteht darin, dass man nichts mehr mitkriegt. Beispielsweise davon, wie sich die Hinterbliebenen quälen. So gesehen hat Neve (Clara Rugaard) Pech im Unglück. Sie steigt aus einem See und läuft nach Hause, wo ihre Mutter herumtelefoniert, um herauszufinden, wo sie steckt. Neve glaubt, sie würde sie nur ignorieren, als Strafe, weil sie in der Nacht nicht nach Hause gekommen ist - aber bald merkt sie, dass die Mutter sie tatsächlich nicht sehen oder hören kann. Oder fühlen. Als die Mutter Neves Leiche identifizieren muss, greift Neve, der Geist, nach ihrer Hand. Aber die Mutter spürt sie nicht.
Neve, die Heldin der achtteiligen Mystery-Serie The Rising, lebt mit ihrer Familie, Mutter, Stiefvater, Geschwistern, auf dem Land im Norden Englands, zwischen anderen Jugendlichen während eines Raves verliert sich ihre Spur. Auch Neve weiß nicht, was geschehen ist - aber sie findet bald heraus, dass sie zu manchen Menschen Kontakt aufnehmen kann, ihrem Vater, einer Frau, die sie eigentlich erst in der Nacht ihrer Ermordung kennengelernt hat. Neve kann sich an die Party erinnern - nicht aber an die Tat. Sie nutzt ihren Einfluss auf die Lebenden nun, um den Mord an sich selbst aufzuklären, lässt sich Tipps geben, die ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfen.
Neve mag ermordet worden sein. Ein Opfer ist sie deshalb nicht. Sie reagiert nicht - sie agiert
Die Serie ist die erste komplett eigenständige Produktion von Sky Studios, und sie ist ein bisschen langsamer erzählt als viele andere, was gut ist, wenn man seine Figuren entwickeln will, aber nicht so gut fürs Binge-Watching, dann wirken die einzelnen Episoden wahrscheinlich etwas handlungsarm. Im Kern ist The Rising eine Serie über Teenager, die meisten Verdächtigen sind aus Neves Freundeskreis, im Mittelpunkt steht ein ermordetes Mädchen: Die Konstellation ist spätestens seit Twin Peaks ein Dauerbrenner. Nur ist Neve kein klassisches Opfer, zumindest nicht, wenn sie so bleibt wie in den ersten vorab gezeigten Folgen. Sie nimmt die Dinge selbst in die Hand, sie ist in fast jeder Szene: The Rising ist gut gefilmt, gut gespielt und spannend - und es entsteht in den Bildern eine sehr passende Atmosphäre, ein bisschen kalt und ein bisschen schaurig.
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The Rising basiert lose auf einer belgischen Serie, Beau Séjour, aber die Idee mit den wandelnden Toten, die ihr eigenes Ableben nicht mitbekommen haben, ist sowieso nicht mehr ganz neu. Auch hier gilt, was schon auf alle anderen sich lebend wähnenden Ermittler seit Bruce Willis in "The Sixth Sense" zutraf: Man darf nicht alles, was sie tun und womit sie durchkommen, auf die Goldwaage der Logik legen. Warum Neve nicht mehr essen muss, aber dauernd in wechselnden Klamotten durch Nordengland spukt? Wer weiß. Vielleicht sind Teenager einfach Teenager, tot oder lebendig.
The Rising, auf Sky
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