Guardian:Licht am Ende des langen, langen Tunnels

Lesezeit: 1 min

Der britische Guardian vermeldet einen kleinen Gewinn - erstmals nach zwei Jahrzehnten ist das eine goße Nachricht. (Foto: Getty Images)

Die britische Tageszeitung "The Guardian" meldet das erste Mal seit Jahrzehnten Gewinn - dank einer Neuausrichtung und dem hauseigenen Spenden-Modell.

Von Theresa Hein

Die britische Tageszeitung The Guardian meldet nach zwei Jahrzehnten erstmals wieder schwarze Zahlen und einen Gewinn von 800 000 Pfund (gut 900 000 Euro). Die Zeitung, bekannt für ihren engagierten investigativen und politischen Journalismus, galt lange als finanzielles Sorgenkind. Anders als viele andere Zeitungen in Großbritannien gehört sie keinem schwerreichen Medienunternehmer, sondern dem in den Dreißigerjahren von einem Besitzer der Zeitung ins Leben gerufenen Scott-Trust. Jetzt zahlt sich eine dreijährige Umstrukturierung aus: Die Chefredakteurin Katharine Viner schrieb am Mittwoch auf Twitter, dank der Guardian-Leser sei man außer Gefahr und das neue Geschäftsmodell funktioniere.

Die aktuellen Zahlen sind einerseits eine Folge des ausgebauten Digitalangebots. Seit dem fast apokalyptischen Trump-und Brexit-Nachrichtenjahr 2016 sind die Onlinezugriffe des Guardian um 70 Prozent gestiegen, die Mehrheit des Umsatzes (55 Prozent) kommt heute von den digitalen Angeboten. Die Printausgabe, die seit Anfang 2018 in neuer Optik und im günstiger zu produzierenden Tabloid-Format erscheint, macht nur noch acht Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Zwei Drittel der Online-Leser kommen aus dem Ausland

Andererseits hat sich für den Guardian ein Spendenmodell bezahlt gemacht - die Onlineinhalte der Zeitung sind frei zugänglich. Statt eine Paywall zu errichten, werden die Leserinnen und Leser unter jedem Artikel britisch-höflich um eine Spende von mindestens einem Pfund gebeten. Bewusst werden auch internationale Leserinnen und Leser angesprochen, denn fast zwei Drittel der Leserschaft kommen nicht aus Großbritannien. Monatlich zahlen laut Guardian 655 000 regelmäßige Nutzer für die Inhalte, hinzukommen allein im Jahr 2018 noch 300 000 Einzelspenden. In Deutschland verfolgt die taz ein ähnliches Spendenmodell, in der Schweiz das Online-Magazin Republik.

Um 20 Prozent, so der Guardian, habe man die Kosten im Vergleich zum Jahr 2016, in dem mit der Umstrukturierung begonnen wurde, reduzieren können. Vor drei Jahren lag das Umsatzminus noch bei 57 Millionen Pfund. Im Zuge der Neuausrichtung wurden allerdings auch 450 Stellen gestrichen.

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Videoplattform
:"Journalismus ohne Risiko gibt es nicht."

Die Deutsche Welle startet einen Youtube-Kanal für Türkei - mit aufwendigem Coummunity-Management. Intendant Peter Limbourg über die Pläne.

Von HANS HOFF

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: