Tele 5-Sitcom:Solarstrom vor, noch ein Tor

Dit is Fussball!

Dit is Fussball! Schiedsrichter Oliver Kalkofe.

(Foto: Instant Waves)

"Dit is Fußball" erzählt von einer Berliner Gurkentruppe mit Geldproblemen. Wie es wieder aufwärtsgehen soll? Mit einer Photovoltaik-Anlage! Deren Hersteller hat für die eigenwillige Werbeform 160000 Euro lockergemacht.

Von Ralf Wiegand

Der SBC Torpedo verfügt über eine Fußballmannschaft, die so auftritt, als seien die Spieler aus Youtubevideos heraus gecastet worden, Hashtag #Panne. Der Torwart hat Angst vor dem Ball, der Stürmer tritt andauernd in die Luft, und der Mittelfeldspieler fliegt ständig vom Platz. Die Spieler sind entweder strunzdumm oder pfaueneitel oder beides. Sie sind: die größte Gurkentruppe unter der Sonne Berlins. Außerdem ist der Verein pleite und eh nicht mehr zu retten. Der Torpedo-Präsident hat allerdings eine Idee, wie es wieder aufwärtsgehen soll. Denn was macht man im Fußball in einer solchen Situation? Man baut natürlich eine Photovoltaik-Anlage. Hätte man drauf kommen können.

Nein, hätte man natürlich nicht. Darauf kommen nur Fußball-Präsidenten in einer Sitcom, diese hier heißt Dit is Fußball, ab sofort bei Tele 5. Der Vereinsboss wird gespielt von Martin Semmelrogge, die gute Seele des Klubs von Gitta Schweighöfer, ein Schiedsrichter (beste Szene in Folge eins) von Tele-5-Haus-Star Oliver Kalkofe (Foto), und Thomas Häßler wird tatsächlich verkörpert vom echten Thomas Häßler. So weit, so prominent.

Interessant wird es, weil auch die Photovoltaik-Anlage von einer echten Photovoltaik-Anlage gespielt wird. Die kommt aus dem Hause beegy, Anlagenbauer für Sonnenstrom. Der hat die ganze Serie beauftragt und bezahlt. Themen-Placement heißt das Zauberwort, eine Weiterentwicklung der beliebten Produktplatzierung.

Bei Letzterer steht mal eine Markenpackung Cornflakes im Bild herum oder ein Premium-Auto glänzend in der Sonne; das hat auf die Handlung keinen Einfluss, aufs Budget von Filmproduzenten aber schon. Beim Themen-Placement wird der Sponsor mitten in die Handlung integriert, bei Dit is Fußball als Vision, den abgewrackten Kiez-Verein zum Öko-Klub zu machen. Da erklärt dann schon mal eine rauflustige Hooligan-Braut, wie toll das ist mit der Unabhängigkeit durch Sonnenstrom. Wirkt komisch, ist aber ja auch Comedy.

160 000 Euro hat sich die Energiefirma den Spaß kosten lassen, weil, wie beegy-Marketingchef Henrik Schapp sagt, "übliche TV-Spots für uns zu teuer waren", etwa die direkt vor der Tagesschau, die von der Energiebranche gern gebucht werden. Und weil man als Marketingmann eben diesen oder jenen kennt, kam ein Kontakt zur Filmhochschule Babelsberg zustande, die im Auftrag des Herstellers was Lustiges drehen sollte. "Wir wollten darin ein bisschen vorkommen", sagt Schapp, fürs positive Image, "aber eben keinen Werbefilm." Für die Babelsberger Filmschüler war's ein regelrechter Glücksfall, denn an jeder der vier Folgen durften sich eine andere Regie und ein anderes Technik-Team ausprobieren. Tele 5, als experimentierfreudig bekannt, lupfte den Kicker-Vierteiler lässig ins Programm; von der Idee bis zur Ausstrahlung vergingen nur zehn Monate.

Da der Sender per Logo auf den Werbeinhalt hinweist, und wenn nicht demnächst Heckler & Koch einen Krimi finanziert, sollte das Abendland deshalb nicht unter- und die Sonne morgen wieder aufgehen. Wäre wichtig für Torpedo.

Dit is Fußball, Tele 5, samstags, 19.45 Uhr.

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