"Taz" gegen Helgoland:Nicht ganz nüchtern

Da war wohl jemand mit dem Urlaub nicht zufrieden: Als langweiligen Schrotthaufen mit betrunkenen Einwohnern beschreibt die "taz"-Redakteurin Petra Schellen Helgoland. Die Helgoländer sind stinksauer - und befürchten einen Imageschaden für ihre Insel.

Titus Arnu

Trottellummen. Kegelrobben. Wanderdünen. Hummerbuden. Eigentlich ist es ganz schön auf Helgoland. Aber nur eigentlich, fand Petra Schellen, Redakteurin der taz. In ihrem Reisebericht "Die Insel der roten Köpfe", der vergangene Woche in der taz erschien, beschreibt sie Helgoland als langweiligen Schrotthaufen und den typischen Inselbewohner als sehr speziellen Zeitgenossen: "Die Helgoländer leben nicht nur vom Alkoholkonsum ihrer Duty-Free-Touristen. Sie frönen ihm auch selbst. Und gehen ihren Besuchern zudem mit den alten Kriegsgeschichten auf die Nerven."

Rote Felsen auf Helgoland

Helgoland, die Insel der roten Felsen - oder war es doch "die Insel der roten Köpfe"? So nannte taz-Redakteurin Petra Schellen die Insel in einer Abrechnung. Nun befürchten die Helgoländer einen Imageschaden für ihre Insel.

(Foto: AP)

Die Helgoländer sind deswegen jetzt stinksauer. "Das ist ein Schlag ins Kontor", sagt Helgolands Tourismusdirektor Klaus Furtmeier der SZ, der Text sei eine miese Polemik, die Einheimische und Touristen gleichermaßen empöre; er forderte eine Richtigstellung und eine Entschuldigung. Die taz tat einen Teufel, sie setzte noch eins drauf und drohte mit dem "Abbruch der diplomatischen Beziehungen" zu Helgoland. Der Schluss des nicht ganz nüchtern gehaltenen Kommentars wird die Wogen wohl kaum glätten: "Fast könnte man meinen, der taz wäre gelungen, woran die Royal Air Force gescheitert war: Helgoland dem Meeresboden gleichzumachen."

Die Autorin des umstrittenen Suchtberichts sagte der SZ, sie sei mehrmals Gast auf der Insel gewesen und habe ein "ambivalentes Verhältnis" zu Helgoland: "Ich liebe die Natur, die Robben und die Landschaft, aber ich mag den Anteil der Duty-Free-Touristen nicht." Ihr Text sei außerdem als subjektiver Meinungsbeitrag erkennbar und erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Tourismusdirektor Furtmeier, der aus Garmisch-Partenkirchen stammt und dessen Job es ist, das Image des ehemaligen "Fuselfelsens" zu verbessern, reagierte nun mit einer Marketing-Offensive. Er schaltete eine Anzeige in der taz, mit der er allen LeserInnen eine persönliche Einladung nach Helgoland ausspricht. Der Slogan dazu lautet: "Und Probleme bleiben zu Hause!"

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