Gelegentlich gerät der Ermittler im deutschen Krimi selbst unter Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. Vor Kurzem schienen sogar in zwei Tatorten hintereinander die Inspektoren Thiel (Münster) und Schürk (Saarbrücken) die Mörder zu sein, selbst gegen den alten Derrick wurde in den frühen Achtzigern ("Eine Falle für Derrick") einmal wegen angeblicher Fahrerflucht ermittelt. Die Auflösung dieser Abenteuer ist immer gleich: Der Kommissar kann gar nicht Täter werden, die Serie wäre dann ja zu Ende. Weil also alle Zuschauer schon wissen, wie es ausgeht, bezieht diese Art Krimi ihren Reiz aus der sich vorübergehend neu sortierenden Beziehung der Figuren zueinander. Wie loyal verhalten sich die Mitarbeiter zum ins Wanken geratenen Boss? Gibt es Risse im Verhältnis? Ist alles noch stabil? Da schauen die Leute gern zu, das ist dann fast wie die in den Klatschblättern immer wieder strapazierte Frage: Bleibt Prinzessin X - trotz allem - bei Prinz Y?
"Tatort" aus Wien:Loyal Family
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Mal wieder ein Ermittler unter Mordverdacht: Oberstleutnant Eisner kann sich auf die Standhaftigkeit von Majorin Fellner natürlich trotzdem verlassen. Überraschend ist das alles nicht - aber angenehm heimelig.
Von Holger Gertz
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