Süddeutsche Zeitung

Tatort aus Wien:Spooky

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Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer bekommen es mit Exorzismus und Überirdischem zu tun. Wer muss dran glauben?

Von Claudia Fromme

Ein Prälat mit dem Fachgebiet Exorzismus liegt tot hinter seiner Kirche in Wien, in der starren Hand hält er ein Amulett mit dem Satanssymbol. Ein Kaplan blickt entrückt, sein Gewand ist blutbefleckt. Ein bekehrter Zuhälter zielt reichsbürgerhaft mit einer Schrotflinte auf jeden, der sich seinem mit Kirchentand vollgestopften Haus nähert. Eine junge Frau mit sehr tiefer Stimme isst Hundefutter. Eine Professorin sucht die Hölle und findet einen Psychiater mit sehr großer Hornbrille und irrem Blick. Uff.

Und das ist nur ein Teil der Story von "Das Tor zur Hölle". Die Menschen vor dem Fernseher sind nah am Synapsenbrand, die drinnen sind auch ziemlich neben der Spur. Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) denkt über ihr Leben nach, über die Bilder, die plötzlich zu Hause an der Wand wackeln, und kommt zu dem Schluss, dass das alles "spooky" ist, obschon sie übernatürlichen Dingen durchaus zugeneigt ist. Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) hält nichts vom "Tischruckln", wie er übellaunig anmerkt, er ist bekennender Atheist - bis ein Pentagramm aus Menschenblut seine Wohnungstür ziert. Die Ermittler sind schwer aus der Bahn geworfen, und so müssen sie sich noch öfter als sonst in der Jazz Bar treffen, um über den Wahnsinn da draußen zu sinnieren. Vor allem über die Wahnsinnigen, die glauben, dass das Tor zur Hölle in Wien liegt, was kulissentechnisch gut passt, mit all dem mittelalterlichen Gemäuer und morbiden Charme da.

Es wird Dante zitiert, Goethe, Choräle werden geschmettert und die Kirchlichen lächeln selig

Witz und Schmäh gibt es im Film von Thomas Roth (Buch und Regie) nur sparsam, passt auch nicht zu den Dämonen und Verrückten, die da rumspuken. Einer der Verrücktesten ist der Hobby-Satanismus-Experte Günther Dambusch, fabelhaft gespielt von Roland Düringer, der auch im echten Leben leicht drüber ist und Verschwörungserzählungen zugeneigt. Im Film gibt er mit Verve den Teufels-Strizzi und rät den Ermittlern: "Das Tor zur Hölle kann nur jemand finden, der daran glaubt, dass es existiert. Weil sonst würden sie schon längst dort Mozartkugeln verkaufen."

In Wien werden schwere Geschütze aufgefahren, es wird Dante zitiert, Goethe, Choräle werden geschmettert und die Kirchlichen lächeln selig mit sauber geschrubbten Gesichtern. Vor lauter Pathos und verwirrenden Erzählsträngen geht ein wenig die Geschichte verloren, dem Ermittlerduo beim Fürchten zuzuschauen hat aber auch seinen Reiz.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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