"Tatort" Wien:Hat da jemand Bubi gesagt?

"Tatort" Wien: Azra (Mariam Hage) hat Moritz Eisner im "Tatort" vorige Woche mit einem ungewöhnlichen Wort angesprochen. Wie heißt es?

Azra (Mariam Hage) hat Moritz Eisner im "Tatort" vorige Woche mit einem ungewöhnlichen Wort angesprochen. Wie heißt es?

(Foto: Felix Vratny/ARD Degeto/ORF)

Warum man als süddeutscher Mensch nicht immer weiß, was man hört, wenn der Wiener "Tatort" läuft.

Von Claudia Tieschky

So ein schönes Wort, dachte sich die Rezensentin, als sie im ORF-Tatort Azra vorige Woche "Bubi" hörte, freute sich und schrieb es sogleich auf. "Schau, Bubi, du machst deinen Job und ich meinen", sagt die Türsteherin Azra zu Ermittler Moritz Eisner und lässt ihn, denn sie macht ja ihren Job, nicht rein. Und Bibi Fellner fragt: "Hat die dich gebubit?" Später stellte sich heraus, dass Azra (gespielt von Mariam Hage) die eigentliche Heldin dieses Falles ist, und zwar gleich in mehrerer Hinsicht. Und noch etwas später stellte sich dann heraus, dass es leider gar keinen "Bubi" gab.

Leser M.K. aus Wien schickte nach den Feiertagen eine sehr nette Mail. Er schrieb: "Die Türlsteherin sagt zu Hr. Eisner Puppi, nicht Bubi. Das ist Wienerisch; irgendwie schräg weil das eigentlich nicht zu Männern gesagt wird, aber sie sagt es tatsächlich...ist auch irgendwie lustig." Auch die zuständige ORF-Redaktion teilt auf Anfrage mit, dass Azra tatsächlich "Puppi" sagt. Folglich wurde Eisner auch gar nicht "gebubit", sondern "gepuppit", was vermutlich - siehe die Post von Herrn K. - noch einen weit vielschichtigeren Unterton hat, und es sind mal wieder alle Illusionen dahin, dass man als süddeutscher Mensch weiß, was man hört, wenn man den Wiener Tatort schaut. Oder, zum Beispiel, Stefanie Sargnagel bei einem Auftritt anhimmelt. Oder auf das Wenige giert, das Nicholas Ofczarek als Gereon Winter in Der Pass so sagt. Oberthema Vieldeutigkeit.

Ofczarek hat in einem Interview einmal erklärt, wie viele Deutungsmöglichkeiten der schlichte Satz "Du schaust sehr gut aus" im Wienerischen zulässt und die ausgesprochen unterschiedlichen Optionen damit begründet, dass unter Metternich die Gesellschaft in Wien von Spitzeln durchsetzt war und man besser nicht das sagte, was man sagen wollte, oder jedenfalls nicht nur das. Es ist einfach so: Man sollte grundsätzlich im Kopf behalten, dass Wien und München vier Zugstunden voneinander entfernt sind, wenn man sich nicht zum Bubi machen will.

Beim Schweizer Tatort hat man das Problem grundsätzlich gelöst, da läuft in der ARD eine nachsynchronisierte Fassung. Das ist praktisch, wirkt aber auch - wenn man jemals eine Originalfassung gesehen hat - etwas klinisch. Beim ORF-Tatort sind die Fassungen in Deutschland und Österreich identisch. Für Dreh und Mischung werde aber besonders "auf die Einhaltung einer sinnvollen Balance von sprachlicher Authentizität, Verortung, Individualität und Erkennbarkeit sowie breiter Verständlichkeit geachtet". Damit ist alles gesagt. Grüße nach Wien und ganz herzlich an alle Puppis.

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