Süddeutsche Zeitung

Tatort Weimar: "Die fette Hoppe":Wurstkrimi

Lesezeit: 1 min

Der neue "Tatort" aus Weimar ist eine Parodie. Als solche tut er manchmal fast weh, nach der eisern geführten Qualitätsdebatte aber auch ein bisschen gut. Und Neu-Kommissarin Nora Tschirner beweist nebenbei ein besonderes Talent beim Wurstverzehr.

Von Holger Gertz

Interessant ist, dass kein Lebensmittel ein derartiges poetisches Potenzial entfaltet wie die Wurst. Es gibt Wurstwitze und Wurstcartoons, gelegentlich trat die Wurst, verkleidet, auch in Robert Gernhardts Stichwortreimen aus den Kulissen hervor: "Der Olli Kahn der kriegt viel Geld, ganz wurst ist's Opernball auch hält."

Die Menschen, die sich den ersten Tatort aus Weimar ausgedacht haben, schöpfen die Möglichkeiten der Wurst entschlossen aus: Murmel Clausen, einer der Autoren, hat mit Bully Herbig und Christian Tramitz gearbeitet und Texte für Ladykracher geschrieben, Regisseurin Franziska Meletzky war für einige Episoden von Dr. Psycho und Stromberg verantwortlich.

Ein klassischer Selbstmarder

Die Weimarer Wurstkönigin Brigitte Hoppe wird vermisst, ihre Spezialität war die nach ihr benannte "Fette Hoppe", das ist die beste Thüringer Thüringens. Die Ermittler Lessing und Dorn (Christian Ulmen und Nora Tschirner) machen sich an die erste gemeinsame Arbeit, gelegentlich wird dabei Wurst gegessen, wobei sich herausstellt, dass Nora Tschirner auch mit vollem Mund sehr verständlich reden kann. Wenn die beiden bei der Observation durchs Fernglas schauen, sehen sie: Wurstwerbung. Wenn die beiden miteinander sprechen, lassen sie keinen Reißer liegen: "Das ist Messing, Lessing", sagt Frau Dorn.

Über allem liegt Bachs Wohltemperiertes Klavier und eine Variation der Tatort-Titelmusik: Die Episode ist natürlich eine Parodie. Manchmal tut es etwas weh. Aber manchmal tut es - nach einem Jahr eisern geführter Tatort-Qualitätsdebatten - auch ein bisschen gut, wie unaufgeregt Ulmen und Tschirner ihre Wurst- und Wortwitze verstreuen. Als die beiden endlich die Ursache für den Gestank im Dienstfahrzeug herausfinden, ein verwesendes Nagetier unter der Motorhaube, sagt die Kommissarin: "Das sieht mir nach einem klassischen Selbstmarder aus."

ARD, Donnerstag 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 24.12.2013
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