"Tatort" Schwarzwald:Großer Graben

"Tatort" Schwarzwald: Die sogenannte Generation Z, was soll man von ihr halten? Ermittlerin Franziska Tobler (Eva Löbau) im Schwarzwald-"Tatort".

Die sogenannte Generation Z, was soll man von ihr halten? Ermittlerin Franziska Tobler (Eva Löbau) im Schwarzwald-"Tatort".

(Foto: Benoît Linder/SWR)

Die Eltern glauben an die heile Welt, ihre Kinder an Drogen, Kryptowährungen und Youtube. Auf dem Weg dahin stirbt einer, und die Ermittler Tobler und Berg geben altbackene Erziehungstipps.

Von Claudia Fromme

Ein junger Mann wird ermordet, ein Freund hat einen blutigen Pullover, eine Freundin ist seltsam wortkarg. Sowieso schweigen die Jungen in diesem Tatort meistens, die Alten quatschen umso mehr. Die sogenannte Generation Z, was soll man von ihr halten? Die mit E-Scootern fährt, aufs Handy glotzt und viel freihaben will. Darauf einen Rotwein aus großen Gläsern, die Gemüsequiche ist im Ofen, wir sind hier im linken Bürgertum Freiburgs, nicht im Schwarzwald auf dem Land mit seinem verschrobenen Personal.

"Wir kennen unsere Kinder", rufen die Eltern, als Kommissarin Tobler (Eva Löbau) und Kommissar Berg (Hans-Jochen Wagner) im Umfeld des toten Chris ermitteln. Aber sie wissen nichts. Während ihre Kinder lebensgefährliche Challenges machen, um mit Videos der Mutproben Follower bei Youtube einzufahren, oder ihr Taschengeld als Drogenkuriere aufbessern, denken Eltern und Verwandtschaft, dass sie zur Uni gehen oder eine Ausbildung machen. Irgendwann sagt eine Mutter: "Was wissen wir schon über unsere Kinder? Vielleicht ist es auch gut, nicht alles zu wissen."

"Bloß wir Grasdackel versuchen's weiter mit ehrlicher Arbeit", mosert Berg über die Jungen

Ein "kleiner Familiennotfall", wie Tobler ihn nennt, soll dem Thema persönliche Tiefe geben. Ihre Nichte kommt zu Hause nicht mehr klar, zieht zu ihrer "coolen Tante", die uncool wird, als sie erfährt, was Vanessa so treibt. Dass es den großen Graben der Generationen gibt, versteht man auch ohne die konstruierte Geschichte aus dem Privatleben der Kommissarin. Für alle anderen gibt es Split Screens in diesem soliden Krimi von Astrid Ströher (Buch) und Kai Wessel (Regie). Auf der einen Bildschirmhälfte sieht man das Leben der Erwachsenen, auf der anderen das der Jungen. Dass es eine Leiche gibt, spielt keine große Rolle.

Die Perspektive ist die der Älteren, der Blick auf die Jungen oft abwertend. "Bloß wir Grasdackel versuchen's weiter mit ehrlicher Arbeit", mosert Berg über die Jungen, die mit Kryptowährungen reich werden wollen. Er bietet Tobler an, ihrer Nichte, die Influencerin werden will, "klassisch die Ohren langzuziehen". Alles in bester Erziehungsordnung bei den Ermittlern, während die echten Eltern für Laissez-faire sind.

Irritierend ist, dass Caroline Cousin in diesem Tatort die Studentin Zoé spielt und in dem der vergangenen Woche aus Kiel die Berufsschülerin Celina. Die war knallwütend, in Freiburg ist Zoé vor allem verzagt. Handys spielen bei beiden eine Rolle, die heile Welt bei keinem. Die gibt es nicht. Die Kommissare wissen das, die Eltern müssen es schmerzhaft lernen.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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