Tatort aus Franken:Schreckliche Sätze

Tatort aus Franken: Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ermitteln in einem Hotel.

Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ermitteln in einem Hotel.

(Foto: Hagen Keller/dpa)

Im fränkischen "Tatort" geht es um einen ermordeten IT-Spezialisten. Die Ermittler sind immer dann am stärksten, wenn sie bei sich bleiben. Was sie leider nicht tun.

Von Holger Gertz

Regisseur Max Färberböck und Autorin Catharina Schuchmann haben den Tatort aus Franken schon oft zum Leuchten gebracht. Glänzende Dialoge, die Kommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) haben erfreulicherweise noch immer keinen an der Klatsche, das Ermittlerteam bringt auch Nichtfranken mit dem Zauber des Fränkischen in Berührung. In einer früheren Folge wurde vom brillanten Spusi-Mann Michael Schatz (Matthias Egersdörfer) das Prachtwort Rrohrrreinichung ausgestellt, diesmal kommt die Lebbdobbdasche zu Ehren. Elemente aus älteren Folgen werden unangestrengt aufgenommen, die Geschichte des Ermittlers Voss mit der Honigfrau ist zum Beispiel noch lange nicht zu Ende. Diesmal begegnen sich die beiden im Kino, und Voss bestätigt der insgeheim begehrten Honigfrau, was die insgeheim längst erkannt hat: "Das Leben hat einen Riesenvorrat an schrecklichen Sätzen."

Das ist die Stärke des Tatorts "Warum": die Beschäftigung mit Sprache, mit Kommunikation. Ein junger IT-Spezialist ist verstümmelt und ermordet worden, seine Mutter wartet mit dem Abendessen, aber sie wartet umsonst. In herkömmlichen Krimis machen sich die Ermittler an die Arbeit, wobei sie von den Hinterbliebenen, den Umständen entsprechend, unterstützt werden. In dieser Geschichte wird herausgearbeitet, dass die Eltern in ihrer Fassungslosigkeit zu einer Zusammenarbeit mit der Polizei nicht imstande sind. Lukas' Eltern Marie (Valentina Sauca) und Fritz Keller (Karl Markovics) sind Erloschene nach dem Tod des Jungen, sie sind auch von den Kommissaren nicht zu erreichen.

Mit Plots wie Handel mit falschen Medikamenten in Bulgarien müssen sich sonst andere Kommissare herumschlagen

Umgekehrt sehnen Leute Begegnungen herbei und suchen auch dafür angestrengt nach Worten: "Kann ich dir noch ganz schnell sagen, wie sehr ich mich freue?", sagt die Honigfrau zum Kommissar, der seinerseits nicht versteht, was es bedeuten soll, als ein Verdächtiger murmelt: "Soweit ich weiß, kann ich das hier jederzeit beenden." Voss hätte den Mann besser wörtlich nehmen sollen. Als er das begreift, ist es zu spät.

Ziemlich genau eine Stunde hält die ruhig erzählte Story ihre dosierte Spannung, dann gerät der Handel mit falschen Medikamenten in Bulgarien in den Blick. Mit Plots dieser Bauart muss sich regelmäßig schon Kommissar Falke in Norddeutschland herumschlagen. Die Franken sind aber dann am stärksten, wenn sie bei sich bleiben und die Schmerzhaftigkeit des Miteinanderredens und -lebens ausstellen. Als die Mutter darum bittet, den Sohn noch einmal sehen zu dürfen, will Voss ihr das ersparen, aber sein fürsorglicher Rat klingt wie ein Handkantenschlag: "Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, dann behalten Sie ihn so in Erinnerung, wie er war." Ja, das Leben hat einen Riesenvorrat an schrecklichen Sätzen.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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