"Tatort" mit Ulrich Tukur:Ist das jetzt der beste Brathering der Welt?

Premiere zum Jubiläum: Ulrich Tukur debütiert an diesem Sonntag als "Tatort"-Ermittler Nummer 102.

Ralf Wiegand

Ulrich Tukur sitzt jetzt unterm Dach im Hamburger St. Pauli Theater, im Gang vor den Logen an einem Biertisch bei einer kleinen, improvisierten Feier. Er hat offenbar geduscht nach der Aufführung, es war die Premiere von Mezzanotte, dem Konzert zu seiner CD, aber was heißt da schon Konzert. Ein Liederabend, eine Erzählnacht, ein Plauderstündchen mit Gesang, ein nettes Beisammensein, das alles war es.

Ulrich Tukur gibt seinen Einstand als Kommissar Murot

Ulrich Tukur bei seiner Premiere als LKA-Ermittler Felix Murot.

(Foto: dapd)

Auch wenn Tukur singt, dann spielt er, spielt den Sänger, mit Leidenschaft, wie immer. Es ist, egal was er spielt - eine Rolle in einem Film, Klavier, Akkordeon, oder ob er eben singt, ein Buch schreibt oder ein Interview gibt mit Antworten wie aus einem alten Tintenfässchen -, hingetupft.

Die Kunst dringt ihm aus allen Poren, diesem Ulrich Tukur, er hat geschwitzt auf der urigen Bühne am Kiez, und jetzt sitzt er an diesem Biertisch, umschwärmt von den Orchestermusikern und geladenen Verehrerinnen mit kleinen Kompaktkameras in großen Handtaschen. Hier hat er ein Pils und da eine kleine Plastikschale vor sich, man erkennt saftige Zwiebelringe obendrauf. "Ach", ruft Ulrich Tukur: "Ist das jetzt also der beste Brathering der Welt?"

Sieben Stunden vor der Aufführung sitzt Tukur, 53, noch in seiner muffigen Garderobe. Wenn er über die schönen Dinge des Lebens spricht, dann aus einem glatten Gesicht und wie ein großer Junge. Das Leben ist schön, und dass so viele Menschen es vergehen lassen, indem sie schlechtes Essen zu sich nehmen, immer nur den zweitbesten Hering, und ungepflegt auf der durchgesessenen Couch vor dem vor schlechten Programmen überquellenden Fernsehen lümmeln, mag Herr Tukur nicht verstehen.

Zu den besseren Programmen gehören, meistens, Filme mit ihm. Er spielt viel, weil das schöne Leben Geld kostet. Tukur findet selbst: Er spielt zu viel. Der Tatort hätte nicht auch noch sein müssen, aber er war in einer denkwürdigen Folge schon mal als das Böse in Person so überzeugend, dass ihn die Macher dieses hessischen Tatorts nicht mehr vergaßen. Vom bösen Tukur, wenn er gut drauf ist, kann man schlechte Träume bekommen.

Nun wird er also die Nummer 102 auf der Liste der Ermittler, nicht alle waren Kommissare, auch Psychologen sind darunter oder Gerichtsmediziner. Tukur alias Felix Murot ist irgendwie auch kein richtiger Kommissar, er ist eine Figur, wie sie es so noch nicht gegeben hat in dieser Reihe, sie spricht mit ihrem Tumor im Kopf. Manchmal hat Murot Visionen, dann singt er "Lili Marleen", wie Tukur, der Sänger, es auch singt.

Mezzanotte, das sind Lieder aus den goldenen frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, Chansons, Moritaten, Balladen und mehr. Mit dem allerbesten Brathering im Bauch riecht Ulrich Tukur nun zufrieden nach Bier und Zwiebeln. Kann er auch etwas nicht, der Alleskönner? "Kochen! Ich nehme immer zu viele Gewürze."

Tatort - "Wie einst Lilly", ARD, 20.15 Uhr.

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