"Tatort" aus Luzern:Typ vom alten Schlag

Tatort - Der Elefant im Raum

Rüstungsexporte, korrupte Politiker, Medienfreiheit: Jedes für sich wichtig, alle zusammen aber zu viel für einen Tatort. Schade für Flückiger (r.).

(Foto: dpa)
  • Der Tatort kommt am Sonntag zum letzten Mal aus Luzern.
  • In "Der Elefant im Raum" hätte Regisseur Tom Gerber dem Ermittlerduo Liz Ritschard und Reto Flückiger einen fulminanten Abschied ermöglichen können.
  • Leider konzentriert er sich auf unüberschaubar viele Erzählstränge.

Von Claudia Tieschky

Zum Abschied hätte man den Luzerner Ermittlern Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) ein anständiges Drehbuch gewünscht - und nicht fünfzehn auf einmal. Ihre letzte Episode "Der Elefant im Raum" beginnt mit dem Angriff auf die Luzerner Prominenz während eines luxuriösen Dinners; der Kapitän und ein Gast kommen ums Leben. Das Ganze passiert auf einem Schiff, praktischerweise ist Flückiger Gast des feinen Abendessens - höchst widerwillig, er hätte lieber ein Schnitzel. Aber er schmeckt verblüffend früh das Unheil.

In den anschließenden Ermittlungen geht es um Rüstungsexporte und korrupte Politiker, Filz bei der Gewerbepolizei, Filz an der Spitze im Kommissariat, um ein dubioses Enthüllungsportal, dessen Betreiber die Erregungsmechanik des Internets exzellent beherrscht, um das Liebesleben der schönen Chefredakteurin von der anderen, seriösen Presse, um Medienfreiheit, um den Wert von Streitbarkeit für die Demokratie, um die Gier in der besseren Gesellschaft. Jedes für sich ein wichtiges Thema, alle zusammen zu viel. Die armen Elefanten treten sich gegenseitig auf die Rüssel in diesem überfüllten Tatort.

Ein Elefant im Raum ist nebenbei auch der Umstand, dass das Luzerner Tatort-Team in Deutschland in der Zuschauergunst "am unteren Ende der Rangliste" (so Das Erste) lag, der Neuen Zürcher Zeitung erschienen die Fälle "immer wie ein unlösbarer Problemfall". Ein Problem wird offen angesprochen: "Blöd, dass du keine Frau bist", sagt Liz, die Frauen liebt, in einer doch sehr hübschen letzten Szene zu Reto. Und er antwortet mit dem berühmten Schlusssatz aus Billy Wilders Komödie Some Like It Hot: "Nobody's perfect." Stimmt auch wieder. Vielleicht ist es bereits eine kollegiale Anspielung auf das neue weibliche Schweizer Ermittlerteam, das ab 2020 in Zürich im Einsatz sein wird.

Die aktuelle Folge (Regie Tom Gerber, Buch Felix Benesch, Mats Frey) aber macht noch einmal Flückiger zum Helden, einsam, männlich, unbeirrbar. Ein Typ vom alten Schlag. Er hat genug von dem, was sich um ihn herum abspielt, verständlicherweise. Er hält sich an keine Regeln mehr. So kommt es, wie es kommen soll. Unbedingt mitansehen muss man das aber nicht.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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