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"Tatort" kommt nach Thüringen:In der Wiege der Nation

Der wahre Kern der deutschen Kultur liegt zwischen Rennsteig, Hainich und Kyffhäuser: Dort, wo Goethe, Schiller und Herder ihre wichtigsten Werke verfassten, soll nun auch bald das Sanktuarium des deutschen Fernsehens eine Heimat finden. Thüringen bekommt als letztes Bundesland ein eigenes Ermittler-Team.

Christopher Pramstaller

In jedem der 16 deutschen Bundesländer gibt es mindestens einen Tatort oder Polizeiruf 110. Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen haben sogar zwei Ermittler-Teams im Einsatz. Auch in Österreich sind Kriminalisten vor Ort, zuletzt kam auch die Schweiz auf die Krimi-Landkarte. Thüringen hingegen, mitten in Deutschland, war bisher ausgeschlossen von den Weihen des Sonntagabend-Krimis. Das soll sich nun ändern.

Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in Leipzig mitteilte, wird ab dem kommenden Jahr ein Tatort per anno in Thüringen spielen. Allerdings stehe noch nicht fest, in welcher thüringischen Stadt die Fälle angesiedelt sein werden. Aus Gründen der deutschen Geschichte müsste der Tatort ja in Weimar spielen. Wer Bauhaus und die Weimarer Klassik auf den Weg gebracht hat, nach wem zeitweise sogar die Republik benannt war, der hätte es schließlich auch verdient, in den erlauchten Kreis der Drehorte deutscher Sonntagabend-Fernsehkrimi-Kultur aufgenommen zu werden.

Doch ob sich die Landeshauptstadt Erfurt diese Chance wirklich entgehen lässt, ist fraglich. Ob Jena oder Gera sich gegen solche kulturellen oder politischen Schwergewichte als Alternative aufdrängen können, darf erst recht bezweifelt werden.

Über die Entscheidung des MDR zeigt man sich von höchster Stelle erfreut. Die Chefin der thüringischen Staatskanzlei, Ministerin Marion Walsmann teilte mit, dass die Tatort-Produktion ein wichtiger Schritt sei, "um die Bedeutung Thüringens als Medienstandort bundesweit aufzuwerten". Die Landesregierung sehe sich damit in der Strategie bestätigt, die Medienwirtschaft im Freistaat durch die Ansiedlung von Serien-Produktionen zu stärken.

Veränderungen im Krimi-Osten gibt es auch andernorts. Beim Polizeiruf 110 werden die Schauplätze von Halle nach Magdeburg verlegt. Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler alias Kommissare Schmücke und Schneider werden laut MDR-Fernsehfilmchefin Jana Brandt im Herbst ihren 50. und letzten Polizeiruf in Halle drehen. Neuer Standort dann: Magdeburg. Wer die Halleschen Kriminalisten ersetzt und wer in Thüringen auf Tätersuche gehen wird, ist laut MDR noch offen. Und was wird wohl aus der flotten Kommissarin Lindner? Konkrete Besetzungen für die Nachfolger würden geprüft, erste Gespräche laut MDR schon geführt. Es bleibt spannend an der Krimi-Front.

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