Tatort-Kolumne: Folge 1:Dadwaff fehlt

"Ich will mit meinem Anwalt reden": Die erste Tatort-Folge im neuen Jahr ist schlecht. Nicht nur, weil Ulrike Folkerts als Lena Odenthal den gesamten Film hindurch ein einziges Gesicht macht.

Alexander Gorkow

Die letzte Nachricht zum Tatort im Jubiläumsjahr 2010 schickte das Institut für Demoskopie aus Allensbach: Nur sieben Prozent der unter 30-Jährigen schauen häufiger zu. Das ist schade, vor allem, wenn der Tatort so brillant ist wie die letzte Münchner Ausgabe - ein Gerichtsdrama in Kinoqualität, das 2011 kaum zu toppen sein wird.

'Tatort' - Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe

Ulrike Folkerts und ihr Kollege Andreas Hoppe alias Mario Kopper: Folkerts ist eine laut Allensbach sehr beliebte Kommissarin, besonders bei Frauen.

(Foto: dpa)

Zur ersten Folge im neuen Jahr 2011, die schlecht ist, kann man immerhin sagen: Wenn die jungen Leute schon nicht hingucken, so spielen sie doch mit. Tolle, beiläufig ihre Dialoge 'runterrasselnde junge Darsteller geben das abgründige Personal einer Polizeischule, die eine tote Schülerin zu beklagen hat.

Ulrike Folkerts ermittelt als Lena Odenthal, eine laut Allensbach sehr beliebte Kommissarin, besonders bei Frauen. Einleuchtend findet man das nach dieser Folge nur, wenn man der deutschen Frau an sich eine Affinität zum Entsetzen unterstellt: Folkerts macht fast den gesamten Film hindurch ein einziges Gesicht, in dem sie also entsetzt die großen braunen Augen aufreißt. Lächelt sie mal, selten genug, denkt man: Gleich beißt sie ganz fest irgendwo 'rein.

Die Ermittlung geht in dieser Folge den sehr üblichen Weg. Damit sich die vielen älteren Zuschauer nicht erschrecken, hören sie nur Sätze, die sie aus den anderen 800 Folgen kennen. Zum Beispiel den hier, vom Spurensicherungsmann am Tatort in Ludwigshafen: "Die Frauo is swische swansisch und fünweswansisch. Idendidäd noch unklar. Mit 'em harde Gegestand erschlage. Dadwaff fehlt."

Einige weitere Späne aus der Textschreinerei, die im Grunde den ganzen Film erzählen: "Könnte ich Bettinas Zimmer sehen?" - "Ich muss Sie bitten, uns aufs Präsidium zu folgen." - "Langsam, Sportsfreund!" - "Ich will mit meinem Anwalt reden." Auch ein Klassiker: "Wir suchen mal wieder die Nadel im Heuhaufen."

Muss man sich nicht ansehen.

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr.

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