Süddeutsche Zeitung

Tatort-Kolumne: Folge 6:Giovinazzo

Bei Regisseur Buddy Giovinazzo gilt: Einsame neigen zu Komik, Geilheit und Gewalt. Eine fehlfarbene Kriminalkomödie mit Kommissarin Eva Saalfeld.

Alexander Gorkow

Nicht jeden Tatort kann der US-Regisseur Buddy Giovinazzo drehen. Schade. In diesem hier aus Leipzig geht es um Partnersuche im Internet, was egal ist. Eine Tote hinterlässt dabei keine Spuren, ein anderes Opfer schon, was auch egal ist. Es ermitteln die wenig ätherische Simone Thomalla als Fr. Saalfeld und der Styler Martin Wuttke als Hr. Keppler, was schon weniger egal ist.

Giovinazzo liebt Menschen mehr als Formate, drum ist das hier bald kein Tatort mehr, sondern eine fehlfarbene Kriminalkomödie. Die präzisen Dialoge der sehr guten Autoren Meike Hauck und Clemens Schönborn münden immer wieder in herrlichen Sinnlöchern. Bei Giovinazzo gilt: Einsame neigen zu Komik, Geilheit und Gewalt. Für die üblicherweise breitarschige Gemütlichkeit eines Tatorts bleibt so kein Platz. Stimmen Dialoge und Regie, ist der Rest ja fast wurstegal.

Nebenbei ist das hier übrigens ein Schaulaufen der Nebenfiguren, vor allem ist da die grandiose Renate Krößner. Als schnurrend läufige und halbverdächtige Luxusweibse schmeißt sie sich an den ratlosen Wuttke ran. Man hat schon länger nix mehr Komischeres im Fernsehen gesehen als genau das.

Rendezvous mit dem Tod, Sonntag, ARD, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 19.02.2011/berr
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