Süddeutsche Zeitung

Tatort-Kolumne: Folge 11:Graue Gegend

Dialoge von extragroßem Trübsinn: Der neue Berliner "Tatort" nimmt den Tod eines Patienten zum Anlass, die Fehler des Gesundheitssystems zu beklagen. Message, ick hör dir stampfen.

Alexander Gorkow

Dominic Raacke und Boris Aljinovic tragen als Berliner Kommissare eigentlich genug Melancholie für 90 Minuten in sich, alleine der randseitig hilflose Blick Aljinovics wäre ein Anker für eine schön erzählte Episode. Solche Geschichten gab's auch schon mit den beiden Kommissaren Ritter und Stark - aber profitieren tut diese Folge von nix, dafür leidet sie an vielem.

Den Tod eines Patienten nimmt der Film zum Anlass, an einer so unsympathischen wie überforderten Praxisgemeinschaft entlang die Fehler des Gesundheitssystems zu beklagen. In guten Tatorten schwingt die Botschaft nebenbei mit wie ein Lied im Autoradio (so in der Münchner Ausgabe am kommenden Sonntag). Und in schlechten wie diesem hier? Message, ick hör dir stampfen.

Dass die Geschichte quietscht wie ein schlecht verschraubtes Gerüst: geschenkt. Eher liegt es am trübsinnig weniger schauenden als in die graue Gegend starrenden Personal. Erlahmend wirken auch die offenbar als Lückenfüller reingeschnittenen Panoramaaufnahmen der Stadt Berlin. Mensch, man weiß doch, wie Berlin von oben aussieht. Muss man nicht mehr zeigen.

Zusätzlich sind die Dialoge von extragroßem Trübsinn. Steht ein Kommissar einer Radfahrerin im Weg, so ruft die "blöde Sau" und der Kommissar "Pflaume". Da hat jemand beim Drehbuchschreiben die Lust verloren. Kein Wunder. Fazit: Nein.

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr

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Quelle:
SZ vom 01.04.11/fort
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