Tatort aus Freiburg:"Tatort": Erstickt an Handlungssträngen

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Zurück in Freiburg: Heike Makatsch als Hauptkommissarin Ellen Berlinger. (Foto: dpa)

Kommissarin Ellen Berlinger ist neu, schwanger und Teil eines sogenannten "Event-Tatorts". Gespielt wird sie von Heike Makatsch. Hat das Zukunft?

TV-Kritik von Katharina Riehl

Es gibt heute keinen Rattanmöbelverkäufer und keinen Vorortkindergarten, bei dem nicht schon einmal ein sogenanntes Event (auch: sogenannter Event) stattgefunden hätte. Ein Event ist ein Ereignis, das man früher Sommerfest mit Sackhüpfen oder Neueröffnung mit Grillwürsteln genannt hätte. Die ARD, der Rattanmöbelverkäufer unter den deutschen Fernsehsendern, will da nicht hintanstehen und hat deshalb vor etwa drei Jahren die Idee des "Event- Tatorts" geboren, einer Tatort-Episode, die nicht einfach als Kriminalfilm, sondern per definitionem als Ereignis zu betrachten ist.

Nach zwei Ereignissen in Weimar mit Nora Tschirner und Christian Ulmen, die jeweils an Weihnachten und Neujahr ausgestrahlt wurden, folgt nun ein Oster-Event mit Heike Makatsch, die wegen (auch internationaler!) Kinoerfolge bei der ARD auf der Liste möglicher TV-Attraktionen offenbar weit oben geführt wird. Makatsch ermittelt, zunächst nur einmalig, unter dem Namen Ellen Berlinger in Freiburg, und eine Voraussetzung für Ereignis-Kommissarinnen scheint eine bevorstehende Niederkunft zu sein. Nora Tschirners Kommissarin Dorn war schwanger im ersten Weimar- Tatort, Ellen Berlinger schiebt nun ebenfalls ein kleines Kugelbäuchlein durchs Breisgau.

Der Zufall ist der beste Freund des deutschen Drehbuchautors

Auch sonst trägt die Kommissarin so einiges mit sich herum, ihre Teenie-Tochter hat sie als kleines Mädchen bei der Großmutter zurückgelassen, sie selbst ging fürs BKA nach London. Jetzt ist sie wieder da, will sich mit Tochter und Mutter versöhnen. Klar ist: Zu viele Handlungsstränge werden in Freiburg geknüpft, als dass man beim SWR nicht ganz offensichtlich mit ein paar weiteren Makatsch-Auftritten rechnen würde.

In "Fünf Minuten Himmel" (Buch: Thomas Wendrich, Regie: Katrin Gebbe) ist ein Angestellter im Jobcenter mit einem Kabelbinder erwürgt worden, verdächtig sind diverse Familien, die mit ihm in Kontakt standen und (seinetwegen?) aus ihren Wohnungen fliegen. Es geht um Gentrifizierung, um skrupellose Immobilienfuzzis - und um Teenager, die sich zum Spaß gegenseitig so lange die Luft abdrücken, bis sie ohnmächtig werden, was mit der eigentlichen Geschichte am Ende atemberaubend wenig zu tun hat. Überflüssig zu erwähnen, dass der Kommissarin große Tochter zu jener Teenie-Clique gehört; der Zufall war immer der beste Freund des deutschen Drehbuchautors.

Ellen Berlingers Einstand ist ein durchschnittlicher Krimi, der nicht so recht einen Sound findet, wenn man davon absieht, dass außer Makatsch fast alle Badisch sprechen. Aber das ist in Freiburg vermutlich auch kein echtes Ereignis.

ARD, Ostermontag, 20.15 Uhr

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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