"Tatort"-Wiederholung aus Stuttgart:"Wirtschaft isch Krieg"

"Tatort"-Wiederholung aus Stuttgart: Was hat er im Sinn? Oliver Manlik (Barnaby Metschurat), der sein früheres Leben zurückbekommen will und die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare).

Was hat er im Sinn? Oliver Manlik (Barnaby Metschurat), der sein früheres Leben zurückbekommen will und die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare).

(Foto: SWR; Benoît Linder/obs)

Wohin man in "Der Welten Lohn" auch schaut, Männer, nichts als Männer. Spannend an diesem Film: Die Täterfrage kehrt sich schnell um - wer ist hier eigentlich das Opfer?

Von Claudia Tieschky

Diese Rezension wurde erstmals zur Premiere des Tatorts im Oktober 2020 veröffentlicht.

Dieser Tatort aus Stuttgart ist regional gesehen womöglich provokant, denn er lässt das schwäbische Unternehmertum moralisch zur Hölle fahren. Auffällig ist: Außer einer Frau, die nach oben will und gleich zu Anfang beim Joggen im Wald zu Tode kommt, gibt es in diesem Krimi nur Männer. Die beiden Kommissare Bootz und Lannert, Bässler, der Firmenboss, sein Sicherheitschef Neumann und ein kaputter Mensch namens Manlik - weit und breit nur Männer. Das ganz wertfrei festgestellt. Spielt auch keine Rolle, weil es jede Menge Tatorte gibt, in denen nur Frauen ermitteln und alle Hauptrollen weiblich besetzt sind. Okay, Witzle. Zurück zum schwäbischen Mittelstand.

"Der Welten Lohn" (Regie Gerd Schneider, Buchautor Boris Dennulat) erzählt keine lustige Geschichte, aber die lustigen Tatorte spielen ja eher nicht in Stuttgart. Ab Minute vier ist die Konstellation klar, und bemerkenswert ist, dass es trotzdem spannend bleibt. Bässlers Ex-Mitarbeiter Oliver Manlik kommt nach drei üblen Jahren im Gefängnis aus Florida zurück. Die Firma hat ihn vor einem US-Gericht allein verantwortlich gemacht für Schmiergeldzahlungen, bei denen er in Wirklichkeit nur eine kleine Nummer war. Das Leben, das er in Stuttgart führte, gibt es nicht mehr, Frau und Sohn wollen nichts mit ihm zu tun haben, und er wird eher unentspannt beim Firmenboss vorstellig, weil er Wiedergutmachung will. Dieser Manlik, der ein arroganter Karrierist war, ist jetzt ein Mensch mit rasiertem Kopf, Tattoos und Liegestütz-Muskeln. "Wirtschaft isch Krieg", sagt Vorstandschef Bässler einmal an zentraler Stelle, und Manlik ist der Kriegsheimkehrer mit dem Flackern im Auge.

Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) sind diesmal besonders schnörkellose Ermittler, was ihnen gut steht. Dieser Männer-Krimi aber entwickelt sich zum Duell zwischen Manlik und Bässler, die auf unterschiedliche Art skrupellos sind. Natürlich suchen die Ermittler einen Täter, aber dann wird Manlik immer kälter und immer gefährlicher für Bässler, der seinerseits immer fieser wirkt. Ein Sprengsatz und ein Auftragskiller kommen ins Spiel, und die Täterfrage verwandelt sich - für einen Tatort durchaus mal originell - schnell in eine andere: Wer wird hier zum Opfer? Der Schauspieler Barnaby Metschurat balanciert als Manlik sehr beachtlich eine Figur aus, die sich permanent auf der Kippe zwischen mehr oder weniger sachlicher Verhandlung um Gerechtigkeit und purem Amok befindet.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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