"Tatort" aus Frankfurt:Von Hackfleischgerichten und anderen Seltsamkeiten

Falscher Hase tatort

Biggi (Katharina Marie Schubert) - verliebt in ihren Mann Hajo, aber in Sorge ums Geld - schießt dem Ehemann ins Bein.

(Foto: HR/Bettina Müller)

In "Falscher Hase" ging es zum Mittelstand ins Hinterland und zu ein paar Figuren, die so wunderbar skurril sind, dass sie es beinahe mit dem Personal aus "Fargo" aufnehmen könnten.

Von Claudia Tieschky

In diesem Frankfurter Tatort geschieht einiges auf freiem Feld, das bedeutet aber nicht, dass Landlust herrscht. Über neblige Novemberäcker geht es zum Mittelstand im Hinterland und zu ein paar Figuren, die man in ihrer Seltsamkeit nur bestaunen kann - und da ist Uwe mit dem Flugsimulator noch nicht mal aufgetaucht und nicht der hübsche Bruder vom örtlichen Gangsterboss, der stirnrunzelnd vor sich hinsagt, dass er auch was im Kopf hat, während seine Schwägerin - Kurzauftritt Johanna Wokalek - zwecks Beischlafs auf ihm sitzt und seinen Kopf nicht ganz so wichtig findet.

Zurück zum Mittelstand: Dem geht es hier gar nicht gut, und wenn die Episode Falscher Hase heißt, dann ist damit nicht nur das bürgerliche Hackfleischgericht mit Ei gemeint, sondern auch, dass der Hase anders läuft als geplant.

Hier kämpft ein Ehepaar gegen die Insolvenz seiner Solar Technology GmbH, Biggi und Hajo, die erstens immer noch ineinander verknallt, und zweitens, was damit zusammenhängt, zur Schusswunde entschlossen sind. Wir lernen sie kennen, als Biggi (Katharina Marie Schubert) ihrem Hajo (Peter Trabner) ins Bein schießen will, um einen Raub zu simulieren und mit der Versicherungssumme die Firmenpleite abzuwenden. Hajo schwitzt und winselt, er hat Angst, dass sie ihm doch keinen harmlosen Schuss versetzt, Biggi hat Angst, ihm wehzutun ("Hajo, du musst mal stillhalten"). Es fallen zwei Schüsse statt einem.

Erkennbar beeinflusst ist dieser Tatort von Fargo und er ruft die Serie Arthurs Gesetz in Erinnerung, wo man sich gruseln konnte, wie aus der lieblosen Ehemann-Verstümmelung komödiantischer Reiz gezogen wird (ist der Ehemann als Opfer womöglich zu wenig beachtet?). Der falsche Hase aber findet zwischen der Skurrilität zu unerwartetem Ernst, zu Verzweiflung, Zärtlichkeit, Schuld. Dabei ist es ziemlich haarsträubend, welche Wendungen das Buch von Emily Atef (die auch Regie führte) und Lars Hubrich nimmt, aber im Film ist es halt so: Wenn es funktioniert, dann funktioniert es. Die Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) verhalten sich im Wesentlichen wie Zuschauer, die alles glauben, und kriegen am Ende knapp die Kurve. Das ist dann fast traurig.

Das Erste, Sonntag, wegen der Landtagswahlen gegen 20.25 Uhr.

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