Süddeutsche Zeitung

Tatort Dortmund:Schrittweise Deeskalation

  • "Tod und Spiele" handelt von reichen Russen im Ruhrgebiet - und beginnt mit einer verkohlten Leiche.
  • Das Dortmunder Tatort-Team bekommt einen neuen Kommissar, und der muss gleich undercover ermitteln. Ebenso Kommissarin Martina Bönisch.

Von Katharina Riehl

Mit dem entscheidenden Twist an diesem Tatort hält der Sender nicht lange hinterm Berg - ganz so, als ahne man beim WDR, dass Entwarnung nötig sein könnte. Man lässt also Wolfgang Stauch, den Autor dieser Episode aus Dortmund, schon in den Pressematerialien mitteilen, er habe Kommissar "Faber, zumindest für den Moment, ein Stück weit aus dem Abgrund und seinem Trauma holen" wollen, "indem die Gegenwart für ihn emotional wichtiger wird als die Vergangenheit".

Wer gesehen hat, in wie vielen Filmen Kommissar Faber (Jörg Hartmann) in den vergangenen Jahren seine Kollegen anraunzte, aber trotzdem notgedrungen mit ihnen gemeinsam einen Fall aufklärte, der dann irgendwie mit seiner eigenen düsteren Vergangenheit verwoben war, der weiß: Das kann nur eine wirklich gute Nachricht sein.

"Tod und Spiele" (Regie: Maris Pfeiffer) heißt dieser so erklärt gegenwärtige Film, in dem das Dortmunder Ermittlerteam gleich auch noch einen neuen Kommissar bekommt. Rick Okon spielt Jan Pawlak, den das Drehbuch mit einem ausgeglichenen Gemüt beschenkt hat, nach dem Ausstieg von Oberkommissar Kossik (Stefan Konarske) offensichtlich ein weiterer Beitrag zur schrittweisen Deeskalation in der WDR-Dienststelle.

Ermittlerisch geht es in diesem sehr soliden Kriminalfilm um reiche Russen, die das Ruhrgebiet kaufen wollen, zumindest die sportlich interessanten Teile. Zu Beginn wird eine verkohlte Leiche gefunden, kurz darauf ein kleiner, einsamer Junge unter dem Bett eines Hotelzimmers. Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt), die im selben Etablissement ihre regelmäßigen Affären pflegt, mietet sich undercover ein und lernt Oleg Kambarow (Samuel Finzi) kennen, einen freundlichen Oligarchen, der Frau Bönisch in die sehr kostspieligen und sehr lebensbedrohlichen Abendbeschäftigungen seiner Freunde einweist.

Auch der Neue im Team muss undercover ran, in einem Kampfsportstudio. Entwarnung für alle Fans des klassischen Faber: Die jeweilige Performance der beiden Kollegen bietet dem Kommissar bei aller Gegenwärtigkeit dann doch noch ausreichend Anlass für schlechte Laune.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 06.10.2018/cag
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