Tatort aus Dortmund:Bis zum üblen Finale

Tatort aus Dortmund: Zwei, die immer da sind, wo etwas kaputt ist - das verbindet. Martina Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann).

Zwei, die immer da sind, wo etwas kaputt ist - das verbindet. Martina Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann).

(Foto: Thomas Kost/WDR/Bavaria Fiction GmbH)

Ein Serienmord als Drama-Beschleuniger in der großen Dortmunder Kommissariatsfamilie: Warum man "Liebe mich" sehen sollte.

Von Claudia Tieschky

Irgendwann noch ziemlich am Anfang dieses besonderen Dortmunder Tatorts steht Martina Bönisch in einem Bestattungswald, schaut sich um und sagt: "Mir würd's an so einem Ort gefallen. So friedlich hier." Hm. Hinter ihr wird eine Leiche abtransportiert, die eher unfriedlich in diesem Bestattungswald zum Liegen kam. Bönisch selber hatte erst eine Minute zuvor kompletten Kontrollverlust beim Streit mit ihrem Ex, dem toxischen Stalker Haller von der Spurensicherung. Und jetzt halt einfach so leichthin ein schöner Gedanke unter Bäumen.

Deshalb muss unbedingt gesagt werden, wie wunderbar überraschend diese von Anna Schudt gespielte Person in ihrer ganzen ungestümen Unruhe und Autonomie doch ist. Faber jedenfalls schaut sie inzwischen an, als wäre sie ein kostbar gerahmtes Bild. Er wirkt wie einer, der mit Gänseblümchen im Mund auf Freiersfüßen unterwegs ist. Er wartet an seinen Manta gelehnt jeden Morgen auf der Straßenseite gegenüber ihrer Tür auf sie, er hat den unsicheren Blick des Herzklopfens. Es ist das Love-Dings passiert!

Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang, dass Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch, die ja beide seltsame Menschen sind, sich siezen. Das stellt Abstand her, das ziehen sie durch seit der Zeit, als Faber noch zum Durchdrehen und Papiere-vom-Schreibtisch-Werfen neigte. (Bönisch: "Haben Sie wieder gefabert?") "Liebe mich" entwickelt sich schnell zum gruseligen Thriller, der manchmal an gewisse Kieler Tatorte erinnert (Hat jemand wieder geeidingert?).

Tatort aus Dortmund: Im Bestattungswald liegt jemand, der nicht freiwillig dort hinkam.

Im Bestattungswald liegt jemand, der nicht freiwillig dort hinkam.

(Foto: Thomas Kost/WDR/Bavaria Fiction GmbH)

Ein Serienmörder sucht sich Opfer über eine Dating-Plattform, auf der auch Bönisch - Profilname "Bönische Dörfer" - gern unterwegs ist. Ansichten eines merkwürdigen Zimmers geistern durch den Film (Buch Jürgen Werner, Regie Torsten C. Fischer), eine Art Puppenstube, Geburtstagskuchen mit verstaubtem Zuckerguss. Allerdings müssen hier viel zu viele Geschichten verhandelt werden: Auch die neuen jungen Kollegen Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Jan Pawlak (Rick Okon) bekommen ihre Story, und letztlich dient der ganze Fall vor allem als Drama-Beschleuniger in der stark gewachsenen Dortmunder Kommissariatsfamilie. Irgendwie gelingt es aber, dass das Ganze sauber zusammenhält - bis zum üblen Finale.

Man verrät nicht zu viel, wenn man berichtet, dass Bönisch am Ende Du zu Faber sagt.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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