"Tatort" in Bremen:Ganz in Weiß

Tatort: Neugeboren

Die beiden Neuen im Bremer "Tatort": Mads Andersen (Dar Salim, links) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) lernen sich langsam kennen und schätzen.

(Foto: Christine Schroeder/Radio Bremen)

Schnoddrige Nervensäge und wortkarger Däne, die beide teamfähig sind: Jasna Fritzi Bauer und Dar Salim überzeugen in ihren Debüts als neue Bremer Kommissare.

Von Claudia Fromme

Kommt wahrscheinlich selten vor, dass sich der Neuzugang in der Mordkommission so beim Kollegen vorstellt: "Hast du eine gute Zeit?" Daran denkt man nicht zwingend bei Mord. Und so richtig schön ist es auch nicht im Polizeipräsidium Bremen. Man hatte fast vergessen, wie hässlich es ist, es gab ja mehr als zwei Jahre lang keinen Fall mehr von dort, seit Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) aus dem Spiel sind. Das alte Haus, aber ein neuer Schnack, das ist die Ausgangsposition.

Nun kommt Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Anfang 30, Jobbeschreibung: Nervensäge. Eigentlich hat sie den Posten noch nicht, sie rückt in weißer Hose, weißem Rolli und weißen Lackstiefeln erst zum Vorstellungsgespräch an. Aber keiner hat Zeit für sie, ein Baby wurde entführt, und dann liegt noch ein Toter im Industriegebiet. Sie hängt sich an den Ermittler Mads Andersen (Dar Salim), der auch neu ist, aber schon wieder wegwill. Der dänische Geheimdienst hat ihn nur kurz in Bremen geparkt. Sein Zug geht gleich. Eigentlich. Moormann und Andersen übernehmen die Leiche, notgedrungen, alle anderen suchen das Baby, Linda Selb (Luise Wolfram) vom BKA kommt hinzu. Dann verweben sich die Fälle, die Spuren führen in die Tristesse der Sozialblöcke. "Das Leben fängt scheiße an und es hört scheiße auf - dazwischen tut's manchmal so, als gäb's Kuchen", sagt eine alleinerziehende Mutter. Alkohol, Drogen, Stütze. Zwischendurch Werder, aber auch da nur verblasstes Glück.

Moormann schafft es, auf Augenhöhe mit den Menschen im Milieu zu reden

Im Tatort "Neugeboren" (Buch: Christian Jeltsch, Regie: Barbara Kulcsar) ist das Typenspiel wichtiger als die Ermittlung. Da ist die erratische Selb, die sich schon früher in Bremen über schöne Leichen gefreut hat. Der dänische Ermittler Andersen sagt wenig, handelt schnell und blickt eindringlich. Natürlich hat er ein Geheimnis. Moormann duzt jeden, schnoddert herum - und schafft es so auf ihre Art, auf Augenhöhe mit den Menschen im Milieu zu reden. Ein feines Debüt des neuen Trios, vor allem, weil die dreifaltige Schrulligkeit so austariert gespielt wird, dass man nicht das Gefühl hat, drei Ego-Shootern bei der Arbeit zuzusehen, sondern einem Team.

Am Ende wird trotzdem nichts gut. Würde auch nicht zur Geschichte passen. Spielt ja in einem sozialen Brennpunkt und nicht in Cornwall.

Das Erste, Montag, 20.15 Uhr.

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