"Tatort" aus Weimar:Und man fragt sich: Hä?

Lesezeit: 2 min

Die Hauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner, li.) und Lessing (Christian Ulmen) (Foto: MDR/Neugebauer)

Im Weimarer "Tatort" wird Kakao getrunken, das Rosenbeet fliegt in die Luft und Oma holt die Armbrust raus. Wer darin Sinn sucht, wird enttäuscht. Die Nachlese.

Kolumne von Carolin Gasteiger

Die Erkenntnis:

Weimarer Tatorte sind besonders. War der Fall des "treuen Roy", der es einfach nicht schafft, sich umzubringen, unangestrengt witzig, ist "Der scheidende Schupo" einfach nur gaga. Vergifteter Kakao erinnert an Schneewittchen, die verfeindeten Töchter eines Porzellan-Patriarchen an Aschenputtel und der tapfere Ludwig Maria Pohl ans tapfere Schneiderlein. Mit diesem Märchen-Medley wird man bestens unterhalten, wenn man unter einem guten Tatort nicht nur ein klassisches "Wer war's?" versteht.

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Die Fälle aus Weimar sind sehr munter und ziemlich gaga. Dieses Mal wird der Kakao eines verliebten Polizisten vergiftet.

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Darum geht's:

Ludwig Maria "Lupo" Pohl ist kakao-abhängig (Marke "Choco Genuss") und ein Rosen-Fetischist. Er arbeitet seit Langem bei der Weimarer Polizei, wird aber von den Kollegen übersehen, nach dem Motto "Wie-heißt-der-nochmal?". Das ändert sich allerdings, als seine Freundin Andrea Münzer in seinem Rosenbeet explodiert. Als sie wild auf die liebevoll gepflegten Rosen einhackt, trifft sie eine Fliegerbombe - und wumms! - wird sie in den Tod gerissen. Kurz darauf kippt Lupo um. Er wurde mit Rizin vergiftet und hat nur noch zwei Tage zu leben. Als wäre diese Koinzidenz nicht schon abgedreht genug, stellt sich heraus, dass Lupo Erbe einer bekannten Porzellanmanufaktur ist. Aber er ist nicht der einzige. Das klingt zwar nach Plot, ist aber so wirr miteinander verstrickt, dass man sich schlussendlich trotzdem kurz fragt: Hä?

Bezeichnender Dialog:

Kira Dorn und Lessing, liiert und inzwischen sogar Eltern, suchen im Schlossgarten nach der Rizinpflanze. Lessings Ausführungen animieren Dorn zum Knutschen.

Lessing: Der Wunderbaum - ricinus comunis. Gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse.

Dorn: Lessing, so was weiß man nicht. Das ist krank.

Lessing: Zur Rizinherstellung braucht man den Samen. Das Gift steckt in der Samenschale. Glycoprotein. Gehört zur Gruppe der ribosominaktivierenden Proteine. Ach, Quatsch - guck mal, das ist sogar eine ipsomis mirabilis. Das ist eine Zwergsorte. Die blüht nur im Sommer. Aber den Samen kann man aufbewahren.

Top:

Wer dachte, eine Explosion im Blumenbeet wäre das abstruse Highlight, wird von einer Kaffeekannen werfenden Porzellan-Erbin und der Armbrust schießenden Oma eines Besseren belehrt. An Verrücktheit ist dieser Tatort kaum zu übertreffen.

Flop:

Mit einem Tatort im klassischen Sinne hat er allerdings nichts zu tun. Macht aber auch nichts.

Bester Moment:

Andrea Münzer schreit. Sie hatte sehnlichst auf den Heiratsantrag von Lupo gewartet. Vergeblich. Auf dem "Steg der Wünsche", der vor dem Porzellanmuseum in die Landschaft ragt, macht sie ihrer Enttäuschung und Wut Luft. Und wirkt mit diesem Schrei aus tiefster Kehle plötzlich ganz anders als das Mäuschen zuvor im Museum.

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Beste Auftritte:

Vom kakaosüchtigen Lupo über die beiden verfeindeten Töchter des Porzellan-Patriarchen bis hin zur verschrobenen Ziehmutter und ihrem dödeligen Knast-Sohn Ringo: Jede der Figuren hat ihren ganz eigenen, großartig abgedrehten Tick.

Und warum nicht gleich Märchenfilme ansehen?

Die müssten ja ohne Nora Tschirner und Christian Ulmen als Dorn und Lessing auskommen. Und das wäre wirklich schade.

Die Schlusspointe:

Im letzten Moment stellt sich natürlich heraus, dass Lupo nicht sterben muss. Auf wundersame Weise hat er Antikörper auf Rizin entwickelt und überlebt. War ja klar, denkt der Zuschauer. Aber immerhin passt das Ende zur Märchen-Analogie: Lupo lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage. Das ist fast zu schwach für diesen Tatort.

Die besten Zuschauerkommentare:

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