"Tatort" aus Münster:Hauptsache, die Kalauer sitzen

Lesezeit: 2 min

Staatsanwältin Klemm und Professor Boerne auf dem Parkett. Lustig ist anders. (Foto: WDR/Martin Menke)

Der "Tatort" aus Münster ist so gewollt witzig wie der Titel "Ein Fuß kommt selten allein".

Kolumne von Carolin Gasteiger

Darum geht es:

Im Wolbecker Wald nahe Münster wird ein menschliches Skelett gefunden. Allem Anschein nach gehören die Knochen einer früheren Profi-Tänzerin des Münsteraner Tanzsportclubs. Wie praktisch, dass genau in diesem Club Staatsanwältin Klemm Professor Boerne als Partner für ihre Tangostunden einspannt. Allerdings haben die Beteiligten gerade nur das anstehende Tanzturnier im Kopf und keinen Nerv für einen Mord - bis im Wald auch noch ein einzelner Fuß auftaucht.

Hier lesen Sie die Rezension von SZ- Tatort-Kritikerin Katharina Riehl:

"Tatort"-Kolumne
:Geht's auch mit etwas weniger Klamauk?

"Ein Fuß kommt selten allein" zeigt, dass der Witz im Münsteraner Tatort von der Kür längst zur Pflicht geworden ist.

Von Katharina Riehl

Bezeichnender Dialog:

Kommissar Thiel und Nadeshda Krusenstern verhören gerade ein Mitglied der Tanztruppe, als Boerne kommt und nicht recht mit der Sprache rausrücken will.

Thiel: Was wollen Sie denn hier?

Boerne: Ja, ich, öhm, ich war in der Nähe. War er es?

Thiel: Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Boerne: Ähm, haben Sie ihm die Fußfrage gestellt?

Thiel: Entschuldigung, wir hatten erst mal wichtigere Themen zu besprechen.

Boerne: Moment mal, Sie finden eine kompostierte Frauenleiche im Wald und daneben einen einzelnen männlichen Fuß und Sie sagen, sie hatten wichtigere Dinge zu besprechen?

Thiel: Es gibt bisher keine Hinweise auf weitere Opfer. Oder?

Boerne: Nein.

Thiel: Also.

Boerne: Es muss ja nicht gleich ein Mordopfer sein. Es gibt ja auch andere Opfer, Unfallopfer zum Beispiel. Und Opfer können auch Täter sein.

Thiel: Ja, aber dieser vermeintliche Täter hier hat noch beide Füße. Sind Sie deswegen extra hergekommen, um mich zu fragen, ob ich ihn gefragt habe, ob er noch alle Füße hat? Ja, jetzt raus mit der Sprache, was wollen Sie denn?

Boerne: Ich will nicht zu diesem dämlichen Tanzturnier. Ich hatte die Hoffnung, Sie, Sie, Sie ... (Thiel bricht in Lachen aus) Ich hole jetzt meine Tanzstundendame ab (Boerne geht, grummelt aber weiter vor sich hin). Klarer Tatbestand der Nötigung, derer sich die Staatsanwaltschaft hier schuldig macht.

Die besten Zuschauerkommentare:

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Top:

Hm. Also die Tanzszenen sind ganz schön.

Flop:

Allein der Titel, "Ein Fuß kommt selten allein", sagt alles, worauf dieser Fall hinausläuft. Zu dumm, dass das Team aus Weimar erst vor kurzem gezeigt hat, wie guter Humor funktioniert. In Münster hingegen ist alles aufeinander abgestimmt - nicht nur die Tanzschritte. Ganz nach dem Motto: Klamauk toppt Plot. Hauptsache, die Kalauer sitzen.

Beste Szene:

Alle jubeln der Mannschaft zu, beglückwünschen die Tänzer zum Sieg. Allein Boerne, der sich während der Vorführung schon ausnahmslos auf Tanztrainer Roth konzentrierte, nimmt einen Hammer und läuft geradewegs auf Roth zu. Ein Blick, Boerne holt aus - und rammt, zack, Roth den Hammer in den Fuß. Auch wenn diese Pointe absehbar war, bietet sie zumindest ein Fünkchen Spannung.

Bester Auftritt:

"Vaddern" Herbert Thiel entdeckt im Wald seine Leidenschaft für Fliegenpilze und stört immer wieder zugedröhnt die Ermittlungen ("Weißt du, warum die so heißen? Weil man damit fliegen kann."). Anders hält man dieses Kalauerfeuerwerk aber auch nicht aus.

Die Erkenntnis:

Ach Münster, Dir fehlt manchmal einfach der Ernst.

Schlusspointe:

Als würde der "Kriminaltango" nicht reichen. Alberich wirft theatralisch ihren Kittel ab und fordert Boerne zum Tanz auf. Da heißt es auch für den Zuschauer: Haltung bewahren! Aber das Video von Boerne im Glitzeranzug, das dann folgt, toppt alles. Und das ist leider negativ gemeint.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

"Tatort"-Kommissare im Überblick
:Wer ermittelt wo mit welchen Tricks?

Zwei Mädels in Dresden, ein Pärchen in Weimar und die Münchner seit 25 Jahren. Alles, was Sie über die "Tatort"-Kommissare wissen müssen - in unserer interaktiven Grafik.

Von Carolin Gasteiger und Jessy Asmus

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: