TV-Ereignis: "Tatort" aus München:Spur der Verwüstung

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Der Irrsinn und die Spur der Verwüstung, die eine Vergewaltigung hinterlassen, sind bis in die Nebenrollen gut gezeichnet. Da ist nicht nur das von Anna Maria Sturm gespielte Opfer, sondern auch ihre Familie, der man mal alles zutraut und sie dann nur bemitleidet. Großartig Antje Widdra als Schwester eines Vergewaltigungsopfers, das der Täter umgebracht hat.

Sie dringt in die Familie des anderen Opfers ein, als deren Tochter gerade verschwunden ist und man nicht weiß, ob sie noch lebt. Wie sie erst helfen und Trost spenden will und dann immer brutaler und verletzender wird, das ist von beeindruckender Intensität und Uneindeutigkeit.

Auch beim Vater des Täters, den Tilo Prückner sehr derangiert gibt, weiß man nie, wie gewalttätig er wirklich ist oder ob da nur ein armes Würstchen an seinem Sohn verzweifelt. Dieser Film ist zu schlau, um Schuldzuweisungen zu verteilen oder sich in Sozialer-Brennpunkt-Romantik zu verlieren.

Die Ambivalenz färbt sogar auf das Ermittler-Duo ab. Batic und Leitmayr müssen sich nicht durch Münchens Abgründe raufen und witzeln wie sonst so oft. Zwar gibt es auch diesmal Handgreiflichkeiten, Schreiereien und Verfolgungsjagden, soviel Imagepflege muss sein. Doch zusätzlich hadern die Polizisten mit sich und der Justiz und überschreiten schon mal Grenzen polizeilicher Ermittlung.

Am Ende gibt es natürlich einen Täter. Aber auch der könnte überraschend freigesprochen werden und damit zum Beginn eines neuen Tatorts werden.

Tatort - "Nie wieder frei sein", ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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