"Tatort" aus Franken:Erst kotzt sie, dann flirtet sie

Lesezeit: 2 min

Leider zu viel los in diesem Tatort. (Foto: Claussen+Putz Filmproduktion Gmb)

Als hätte es bei all dem Handlungswirrwarr noch ein Liebesgeplänkel für Kommissarin Goldwasser gebraucht. In diesem Franken-"Tatort" passiert einfach zu viel.

Kolumne von Carolin Gasteiger

Darum geht es:

In diesem Tatort ist das nicht leicht zu sagen, denn es geht um zwei Mordfälle in einem. Eines Morgens findet Stefanie Schwinn ihre Mutter tot in der Gaststube ihres Wirthauses auf. Fast zeitgleich findet ein Doktorand in der Knochensammlung des Instituts für Anatomie der Uni Würzburg einen falsch zugeordneten menschlichen Schädel. Die beiden Fälle sollen das "Recht, sich zu sorgen" illustrieren, so der Titel dieser Episode. Und dann wäre da noch der Fall Eichbaum (mehr dazu im nächsten Punkt). Im Grunde geht es aber wohl darum, die Strapazierfähigkeit des Tatort-Formats zu testen. Nach dem Motto: Wie viel Handlung passt in 90 Minuten?

Hier lesen Sie die Rezension von SZ- Tatort-Kritikerin Katharina Riehl:

"Tatort"-Kolumne
:Eine Geschichte, größer als der Zufall

In "Das Recht, sich zu sorgen" müssen die Nürnberger Kommissare gleich zwei Fälle lösen. Als Zuschauer glaubt man ständig Dinge zu verstehen - tut es aber nur äußerst selten.

Von Katharina Riehl

Bezeichnender Dialog:

Vor dem Nürnberger Polizeipräsidium campiert eine Frau namens Eichbaum, weil die Beamten sich weigern, ihren scheinbar vermissten Sohn zu suchen. Zwei Beamte versuchen, sie des Platzes zu verweisen. Als die beiden Hauptkommissare Paula Ringelhahn und Felix Voss an der Szene vorbeikommen, fragt Ringelhahn, ob alles in Ordnung sei, und wird von den Kollegen beschwichtigt.

Voss: Mach dir keine Sorgen, die haben das schon ...

Ringelhahn: Das sagt sich immer so leicht, "mach dir nicht so viel Sorgen". Was ist, wenn die Sorge richtig ist? Sprichst du dieser Frau jetzt die Sorge ab?

Voss: Nein, also ähm, nein.

Ringelhahn: Ich finde, jeder hat ein Recht, sich zu sorgen.

Allerdings wird die Wirkung solcher Sätze umgehend zunichtegemacht, als Voss das Thema ins Lächerliche zieht und Ringelhahn antwortet:

Ja, und wenn du mal verschwindest, dann bau' ich auch hier ein Zelt auf und warte, bis du wieder da bist.

Die besten Zuschauerkommentare:

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Top:

An sich klingt das Thema vielversprechend: Vom Recht, sich zu sorgen. Aber in all dem Eifer, alle Hauptfiguren und dazu die sonst immer sehr tolle, hier aber ein bisschen zu kurz kommende Sibylle Canonica als Forscherin zu bedienen, bleibt das eigentliche Thema auf der Strecke. Schade.

Flop:

Der ganze Fall ist ein einziger Flop. Mit den vielen Figuren, Handlungen und unterschiedlichen Schauplätzen ist dieser Tatort völlig überfrachtet. Noch dazu wirken die Kommissare uninspiriert, wenn sie ihre mauen Dialoge runterbeten. Die Premiere der Franken lockte satte zwölf Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich das nun wiederholt.

Blödeste Szene:

Als hätte es bei all dem Handlungswirrwarr noch ein Liebesgeplänkel gebraucht. Die Assistentin der Kommissare, Wanda Goldwasser, verträgt die vielen Leichen im Forschungsinstitut nicht und ist in den strömenden Regen hinausgestürmt. Dort läuft ihr der findige Doktorand über den Weg und bittet sie, immer noch im strömenden Regen, um ihre Nummer. Nach dem Motto: Eben noch gekotzt, jetzt schon heftig am Flirten. Bei so viel Plattheit wird einem leider auch beim Zusehen schlecht.

Aber:

Es gibt auch schöne Bilder in diesem Fall, und zwar rückblickend die aus dem Vorspann. Von klassischer Musik untermalt, schwimmt da ein Körper in Flüssigkeit. Und wie man später erfährt, wird der gerade mazeriert, sprich aufgelöst, sodass nur noch die Knochen übrig bleiben. Sieht trotzdem ästhetisch aus.

Bester Auftritt:

Matthias Eggersdörfer ist als Spurensicherungs-Leiter Schatz der Einzige, der nicht holzschnittartig wirkt. Mit seiner trockenen Art ("Horcht amal, i hab da oben die Addillerie gfundn") bringt Stimmung in den Fall. Auch wenn das nur für ein Schmunzeln reicht.

Die Erkenntnis:

Weniger wäre mehr gewesen, leider auch bei diesem Tatort, zumal der Fall in der Universität an sich spannend genug wäre. Aber so ist das für das an sich sehr sympathische Team aus Franken leider eine verschenkte Chance.

Schluss (ohne -pointe):

Auf eine Pointe wartet man vergeblich, plätschert der Fall doch ziemlich vorhersehbar aus. Die Tochter der Schwinns will das Gasthaus verkaufen und Frau Eichbaum trauert um ihren imaginären Sohn. Zum Schluss geht den Machern endgültig die Luft aus.

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