"Tatort" aus Dresden:"Kann denn jemand dieses verdammte Internet wieder abschalten?"

ARD-Themenwoche 2017: 'Woran glaubst Du?'; Tatort Dresden

Was macht das Internet mit Jugendlichen? Scoopy (Wilson Ochsenknecht) filmt am Tatort.

(Foto: MDR/Gordon Muehle)

Der Dresdner "Tatort" will zeigen, wie schlimm das mit der Jugend und dem Netz ist. Schade eigentlich.

Von Katharina Riehl

Der Tatort aus Dresden hat sich bislang eher mit gut erzählten Geschichten als mit dem unbedingten Willen zur gesellschaftlichen Relevanz hervorgetan, was durchaus als Kompliment gemeint ist. Dieses Mal aber will man das bei Tatort-Machern so beliebte heiße Eisen nicht unberührt lassen. Der Film "Level X" ist gleich so relevant, dass er im Rahmen der ARD-Themenwoche gezeigt wird, was vermutlich ebenfalls ein Kompliment ist, zumindest wenn man beim MDR als Fernsehspielchef beschäftigt ist.

Das Thema der Woche heißt "Woran glaubst Du?", und wenn man der These dieses Tatorts folgen möchte, dann glauben junge Menschen heute nur noch das, was sie im Internet sehen. ARD-Programmdirektor Volker Herres erklärt im Themenwochen-Presseheft herrlich unkonkret, jener Tatort führe "uns in die Welt des Internets mit seinen eigenen Spielregeln und seinem vermeintlich moralischen Freiraum", und was genau das in seinen Augen mit dem Thema Glauben zu tun, hält er dann doch lieber geheim.

Vom Digitalen abgesehen ist hier eher alles leicht durchschaubar

Richtig gut gepasst hätte der Tatort aus Dresden jedenfalls in eine Themenwoche zur digitalen Gesellschaft, sehr viel besser gewesen wäre der Film (Buch: Richard Kropf; Regie: Gregor Schnitzler) dann aber vermutlich auch nicht. Ermordet wird ein junger Mann, der sein Geld mit Streichen im Internet verdient, sogenannten Pranks, die er im Livestream an seine begeisterten Fans überträgt. Und weil es eben sehr virtuell zugeht, sieht man ständig irgendwelche SMS und Twitternachrichten durchs Bild rauschen; ein Regieeinfall, der vor drei Jahren tatsächlich noch ziemlich neu war.

Vom Digitalen mal abgesehen bewegen sich die Kommissarinnen (Alwara Höfels und Karin Hanczewski) durch eine eher leicht durchschaubare Welt: Der Manager, der den getöteten Jungen betreute, bringt in einem Satz mehr Anglizismen als Wörter unter und ist so ein Arschloch, dass der Zuschauer es auch mitbekommt, wenn er während des Films Nachrichten bei Twitter lesen sollte.

Irgendwann muss der wundervolle Martin Brambach als Kommissariatsleiter Schnabel folgende abgenudelte Frage fragen: "Kann denn nicht jemand dieses verdammte Internet einfach wieder abschalten?" Für den Tatort zumindest gar keine schlechte Idee.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: