"Tatort" aus Dortmund:Faber trifft auf seinen Intimfeind

Tatort Dortmund: Ermittler Faber trifft in "Tollwut" auf seinen Intimfeind "Markus Graf"

Häftling Markus Graf (links, gespielt von Florian Bartholomäi) hat um ein persönliches Gespräch mit Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) gebeten.

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Im Dortmunder "Tatort" kommt ein alter Bekannter von Faber zurück. Und die Stimmung im Team ist schlechter denn je.

Von Carolin Gasteiger

Die Erkenntnis:

Faber kann nur ein einziger Mensch aus der Fassung bringen: Markus Graf. Der Mann, der für den Tod von Fabers Frau und Tochter verantwortlich sein soll. Faber und Graf sind voneinander besessen. Im vierten Dortmunder Fall trafen die beiden schon einmal aufeinander. Aber je mehr sich Faber auf die Fehde mit Graf konzentriert, desto mehr verschreckt er seine Kollegin Nora Dalay (Aylin Tezel). Nachdem Kommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske) das ursprüngliche Viererteam verlassen hat, denkt nun auch Dalay ans Aufhören. Aber ohne sein Team ist auch ein Alleingänger wie Faber machtlos.

Darum geht es:

In einer Haftanstalt stirbt ein Insasse an Tollwut. Die Gefängnisleitung ist darauf bedacht, die Todesursache so geheim wie möglich zu halten, um Panik unter den Häftlingen zu vermeiden. Unter diesen ist auch Serienmörder Markus Graf, Fabers Erzfeind, der den Kommissar immer wieder in seine Zelle lockt. Der eigentliche Mordfall tritt vor diesem persönlichen Konflikt zwischen Faber und Graf in den Hintergrund. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass der ehemalige Rechtsmediziner Jonas Zander (Thomas Arnold) sich versehentlich mit dem Tollwuterreger infiziert hat und die Kommissare ihrem Freund und Ex-Kollegen beim Sterben zusehen müssen.

Bezeichnender Dialog:

Nora Dalay ist frustriert, als Faber erneut der Bitte Markus Grafs nachkommt, in dessen Zelle zu kommen.

Dalay: Faber? Jonas (Zander, Gefängnisarzt und früherer Kollege des Dortmunder Teams, Anm. d. Red.) ist unser Freund. Wenn Sie jetzt seine Verzweiflung nutzen, um hier weiter Ihre Spielchen mit Graf zu spielen, dann war's das. Dann bin ich weg. Genauso wie Daniel.

Faber: Zander ist auch mein Freund, er hat mir damals ...

Dalay: Nein, Faber. Sie haben keine Freunde, Faber. Sie haben nur Graf.

Top:

Wie Faber und Graf sich in "Tollwut" umtänzeln, ist großartig anzuschauen. Wie der eine, Graf, mit penibel gescheiteltem Haar leise von Vergewaltigungen spricht, als würde er ein Gedicht rezitieren. Und der andere, Faber, mit sich ringt, ihm immer einen Schritt weiter entgegenzukommen. Beide kennen sich, beide wissen genau, wie der andere tickt. Sie sind zutiefst verfeindet. Und doch innerlich tief verbunden.

Flop:

Auch Faber. Alles in "Tollwut", überhaupt alles im Dortmunder Tatort, kreist um ihn. Und lässt die übrigen Figuren zu Karikaturen ihrer selbst werden, deren Motivation der Zuschauer nicht mehr nachvollziehen kann. Teamleiterin Martina Bönisch (gespielt von Anna Schudt) geht zwar gern mal mit Typen ins Bett, die sie an der Hotelbar kennenlernt. Aber Sex aus purem Mitleid mit dem sterbenskranken Zander? Das wirkt unglaubwürdig.

Verstörendste Szene:

Im Gefängnis malt Graf Ölbilder. Sein jüngstes Motiv: Fabers tote Tochter in unschuldiger Pose in Öl. Als der Kommissar in Grafs Zelle das Gemälde sieht, haut es ihn um. Faber schluckt. Faber zittert. Ausgerechnet er, der üblicherweise die anderen provoziert, ringt um Fassung. Der Serienkiller hat den Kommissar an seinem wundesten Punkt erwischt.

Schlusspointe:

Mit einem Hinweis am Telefon lockt Graf Faber in die Wohnung seiner Anwältin - die tot auf dem Boden liegt. An ihrem Handgelenk: das Foto eines kleinen Mädchens, das offenbar das nächste Opfer ist. Die perverse Jagd zwischen Graf und Faber ist nicht vorbei, im Gegenteil. Sie scheint gerade erst zu beginnen.

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