Tatort aus Bremen:Kleintier mit Himbeerhaaren

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In "Die Wiederkehr" rollen die Ermittler einen alten Fall wieder auf. (Foto: Radio Bremen; Jörg Landsberg; dpa)

Ein verschwundenes Mädchen kehrt nach zehn Jahren zurück nach Hause. Aber ist Fiona die, die sie vorgibt zu sein? "Wiederkehr" ist eine spannende Geschichte mit sehr wilden Wendungen.

Von Holger Gertz

Seit der Regisseur Florian Baxmeyer sich des Bremer Tatorts regelmäßig angenommen hat, wirken die Episoden angenehm entstaubt, der junge Mann entwickelt Thriller, die den Zuschauer im Inneren berühren. Das aktuelle Stück hier heißt etwas sperrig "Die Wiederkehr", es erzählt von einem Mädchen, Fiona, das vor zehn Jahren verschwunden war, aber jetzt steht Fiona auf einmal wieder vor der akkurat aufgeräumten Bremer Rückzugshöhle ihrer Familie.

Fiona trägt lilarote Punkerinnenhaare und schleppt den Dreck der Straße und den Müll der Erinnerung in ihre Familie ein; sie wirkt wie ein Kleintier, das Fühlung aufnehmen möchte. Für die Familie ist es ein Segen, dass das Kind wieder da ist. Aber auch ein Fluch. Fionas Wiederkehr ist angelegt wie die Heimkehr eines Soldaten aus dem Krieg. All das, was er erlebt hat, und all das, von dem er schweigt, steht vom Moment seines Erscheinens an wie ein Verhängnis im Raum. Die Heimat ist fremd, und was wie früher sein soll, wird nie mehr sein wie früher.

Ist Fiona wirklich Fiona?

In diesem Tatort allerdings kommt ein weiteres Element hinzu: dass nämlich bald nicht mehr klar ist, ob es sich bei Fiona tatsächlich um Fiona handelt. Sehr frei nach Machiavelli: "Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist." Hier ist es so, dass Kommissarin Lürsen sich außerdem noch schuldig fühlt, weil sie damals den Vater des verschwundenen Mädchens wegen Mordverdachts festgenommen hatte und der sich dann umbrachte in der U-Haft.

(Foto: N/A)

Alles unklar soweit? "Wiederkehr" ist eine spannende Geschichte, tolles Personal (Gabriela Maria Schmeide), aber die Twists sind bisweilen nur mit sehr, sehr gutem Willen nachzuvollziehen. Das Stück ist - ein Makel einiger Episoden der letzten Zeit - phasenweise stark überkonstruiert. Und die Journalisten sind natürlich mal wieder die Oberteufel, die aber auch in der besinnungslosen Drängelei vorm Haus der Mutter noch bemerkenswert druckreif rufen können: "Jetzt, wo Fiona zurück ist - geben Sie der Polizei Schuld am Tod Ihres Mannes?"

Abgesehen davon: schöne Bremer Miniaturen. Stadtmusikanten als Zierde der Fassade. Werder-Raute, schon leicht verblichen, am Fenster. Und in der Fakezeitung Kurier eine Schlagzeile, die darauf hinweist, dass in Bremen die Wiederkehr des Fußballers Ailton herbeigesehnt wird: "Werder vermisst den Kugelblitz." Ist aber auch schon ein wenig überholt.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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