Süddeutsche Zeitung

"Tatort" aus Hamburg:Ziemlich ermüdend

  • An diesem Sonntag kommt der "Tatort" aus Hamburg.
  • In "Treibjagd" geht es um eine Einbruchsserie, Selbstjustiz und die Gefahren des World Wide Web.
  • Die Ermittler Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) sind leider mehr damit beschäftigt, Verdächtige zu verfolgen als zu ermitteln.

Von Katharina Riehl

In den vergangenen Wochen setzte der Tatort auf die Kraft von Geschichten: In Bremen saugte eine Vampirin Menschen aus, in Stuttgart wurde ein Mordfall aus der Perspektive des Verdächtigen erzählt. In dieser Woche ist die Reihe zurück bei ihrem VHS-Auftrag und setzt statt auf einen starken Plot gleich auf mehrere zeitrelevante Themen.

In einem Hamburger Vorort, dem Ermittlungsgebiet des Duos Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) gibt es eine Einbruchsserie, zu Filmbeginn kehrt eine Familie aus dem Urlaub zurück und ertappt die Diebe. Das Haus ist verwüstet, die Kinder sind schockiert, und da dauert es freilich nicht mehr lang, bis ein Nachbar den Einbrechern auflauert und einen der beiden totschießt. Dessen Freundin entkommt der Falle im Einfamilienhaus und ist den Rest des Films verletzt auf der Flucht.

Der Tatort "Treibjagd" (Buch: Benjamin Hessler und Florian Oeller; Regie: Samira Radsi) erzählt also von der alltäglichen Bedrohung, die aus freundlichen älteren Herren Mörder machen kann, von Selbstjustiz und (ohne geht es eigentlich selten) auch von den Gefahren des World Wide Web. In einem nicht näher benannten Social-Media-Kanal wird gegen die Kommissare gehetzt, werden die Ermittlungen vereitelt und Fake News aus dem Vorort verbreitet. Ein Tatort wie ein erhobener Zeigefinger.

Das größte Problem des Films ist aber ein anderes: In diesem Krimi wird kaum ermittelt, aber dafür sehr viel verfolgt. Falke und Grosz joggen sendeminutenlang durch einen Wald und über Autobahnraststätten auf der Suche nach jener verletzten (dem Zuschauer ja aber im Grunde völlig unbekannten) jungen Frau, immer wieder verpassen sie sich. Nicht nur für die Kommissare ist das Gerenne auf die Dauer ziemlich ermüdend.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2018/luch
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