Talkshow-Moderatoren einst und jetzt:Ausgeplaudert

Sie prägten Ende der 90er Jahre das nachmittägliche TV-Programm vieler Privatsender: Talkshows. Eine der Protagonistinnen von damals hat nun einen neuen Job ergattert. Arabella Kiesbauer präsentiert das österreichische "Bauer sucht Frau". Und was ist aus ihren Kollegen geworden?

Ein Überblick in Bildern. Von Matthias Kohlmaier

10 Bilder

ARABELLA KIESBAUER

Quelle: DPA

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Sie prägten Ende der 90er Jahre das nachmittägliche TV-Programm vieler Privatsender: Talkshows. Eine der Protagonistinnen von damals hat nun einen neuen Job ergattert. Arabella Kiesbauer präsentiert das österreichische "Bauer sucht Frau". Und was ist aus ihren Kollegen geworden?

Sie waren der Inbegriff des Fernsehnachmittags der 90er Jahre und auch in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts noch bei vielen Sendern gern gesehenes Füllmaterial zwischen 12 und 17 Uhr: Talkshows. Meist einstündig, immer billig im Unterhalt und noch ganz ohne Drehbuch - behaupten die Verantwortlichen wenigstens bis heute, wo ohne Scripted Reality das Nachmittagsprogramm deutscher Privatsender vermutlich zum Erliegen käme.

Die Dame im Bild hat den Talk-Boom nicht nur mitbegründet, sondern auch zehn Jahre lang, von 1994 bis 2004, von ihm profitiert. In Hunderten Shows bespaßte Arabella Kiesbauer mit mal nicht so und mal noch etwas weniger niveauvollen Themen beim Münchner Sender Pro Sieben ein junges Publikum. Nach dem Ende der nach ihr benannten Show machte sie sich zunehmend rar im Fernsehen, saß gelegentlich für den ORF in Castingshow-Jurys und begrüßte ein paarmal die Zuschauer vom Wiener Opernball. Aber nun ist die 45-Jährige wieder da, und zwar ...

Arabella Kiesbauer

Quelle: ATV

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Talkshow-Moderatoren einst und jetzt:Arabella Kiesbauer

... als Moderatorin der österreichischen Ausgabe von Bauer sucht Frau beim Privatsender ATV. In der nunmehr elften Staffel des Formates wirft sich Kiesbauer "ins Dirndl und macht sich auf, um dem Single-Dasein der österreichischen Bauern ein Ende zu bereiten", wie ATV ankündigt.

"Es ist ein sehr authentisches Format, das davon profitiert, dass wir in Österreich eine große Zahl an Menschen haben, die auf dem Land leben", begründete Kiesbauer im Gespräch mit dem Branchenportal DWDL ihre Motivation für den neuen Job. Ob sie mit der Sendung dem gleichen Prinzip wie die deutsche Show bei RTL folgen wird - unbedarfte Menschen werden zur Belustigung von Millionen TV-Zuschauern vorgeführt -, bleibt abzuwarten. Im Bild zu sehen ist übrigens Kandidat Michael, oder wie ihn ATV anpreist: der lockere Huskyzüchter.

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was aus anderen ehemaligen Daily-Talkern geworden ist.

HANS MEISER VOR ORT GEGEN AMTS-SCHIMMEL UND BEHÖRDEN WILLKÜR

Quelle: OBS

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Er war der Grandseigneur der Nachmittagstalkshow und zugleich der Mann, ohne den RTL in den 90er Jahren sein Programm kaum voll bekommen hätte: Hans Meiser. Ob mit der nach ihm benannten täglichen Plauderstunde, RTL aktuell, dem Notruf, der Pannenshow Life! Dumm gelaufen an der Seite von Birgit Schrowange oder der Quizshow Einundzwanzig, Meiser war über Jahre bei seinem Kölner Heimatsender omnipräsent. Mit dem Abflauen des Zuschauerinteresses war 2001 nach etwa 1700 Folgen dennoch Schluss mit Meisers täglicher Sendung.

Heute arbeitet der 67-Jährige als Produzent, Berater und Medientrainer und führt jeden Sonntag von 10 bis 13 Uhr bei Radio Regenbogen durch die Sendung Talk of Town - Die Hans Meiser Show. Auf seiner Homepage beschwert er sich nebenbei ein wenig über dieses Ding namens Internet und vermisst die guten alten Drogeriemärkte, "wo es alles zu kaufen gab, auch Präservative".

SONJA PROGRAMMÄNDERUNG

Quelle: OBS

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"Sonja, hilf mir! Mir gefallen meine Brüste nicht!", lautete das Thema von Sonja Zietlows Talksendung auf Sat 1 am Dienstag, dem 30. Mai 2000. Zu Gast war unter anderem Ashley Bond, stolze Besitzerin von zwei "Expander-Implantaten", die mittels Zuführung von Kochsalzlösung durch ein Ventil unter den Armen immer größer gepumpt werden können.

Von 1997 bis 2001 moderierte Zietlow die tägliche Show, danach (und teils schon währenddessen) sprang sie zwischen RTL und RTL 2 jahrelang flink von Format zu Format. In Erinnerung bleibt sie dabei vor allem als dominaartige Quizmasterin mit dem Standardsatz: "Du bist der Schwächste, du fliegst, und tschüss" (2001/2002 bei RTL). Mit der Moderation des RTL-Dschungelcamps, erst an der Seite des viel zu früh verstorbenen Dirk Bach, mittlerweile gemeinsam mit Daniel Hartwich, hat sie augenscheinlich ihre TV-Bestimmung gefunden.

Günther Jauch und Oliver Geissen, 2000

Quelle: AP

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Er hielt sich mit seiner Nachmittagsshow zehn Jahre im RTL-Programm: Oliver Geissen (rechts im Bild, mit Günther Jauch bei der RTL-Programmvorstellung im Jahr 2000) - mit dem Image als Schwiegermuttis Liebling in Anzug und Turnschuhen.

Seit dem Ende seines Talks im Jahr 2009 - und auch schon davor - hat Geissen für RTL Die ultimative Chartshow moderiert und dabei von den "erfolgreichsten erotischen Hits" bis zu den "größten Après-Ski-Hits" so ziemlich jedes Thema abgehandelt. Daneben verdingte er sich mit der Produktionfirma Norddeich TV bis zu seinem Ausstieg 2012 als Produzent. Klickt man auf Geissens Internetseite derzeit auf den Button "News", findet sich der Vermerk: "Aktuelle Sendetermine folgen in Kürze!"

britt

Quelle: SAT.1/Boris Laewen

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Sie war die Letzte, und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Zwölf Jahre lang hat Britt Hagedorn auf Sat 1 mit ihrer Show Britt - Talk um eins durchgehalten. Doch Mitte 2013 war dann wegen gesunkener Quoten ziemlich rasch Schluss. Den essenziellen Teil ihrer Nachmittags-TV-Karriere hatte Hagedorn schon anlässlich ihres zehnjährigen Sendejubiläums bei Sat 1 via Bild zusammengefasst:

"In 1800 Sendungen Britt habe ich 17.053 Gäste begrüßt. Im Publikum lachten und schämten sich mehr als 123.000 Zuschauer. 3000 Beziehungen wurden gekittet, 293 Schwangerschaften getestet, 804 Lügner per Detektor überführt und 406 Menschen unter die Haube gebracht. Und ich habe mehr als 1000 Liter Yogi-Tee getrunken. Ich bin stolz - und ich bin die Letze! 14 tägliche Talkshows waren es mal, jetzt bin ich die Einzige."

Nach dem Ende ihrer Talkkarriere gab Hagedorn die Moderationen der Sat 1-Formate Mein Mann kann und Schwer verliebt ebenfalls ab. Seitdem moderierte sie für den Sender eine Backshow und macht Werbung für ein Abnehmprodukt ("Ich habe mich immer schon mit meinem Gewicht herumgeschlagen").

BÄRBEL SCHÄFER RTL-TALKSHOW

Quelle: DPA

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Sieben Jahre, etwa 1500 Sendungen: Bärbel Schäfer war von 1995 bis 2002 ziemlich häufig auf dem nachmittäglichen Fernsehbildschirm zu sehen. Nachdem ihre Talkshow abgesetzt worden war, folgten noch ein paar andere TV-Projekte bei den Öffentlich-Rechtlichen, bei RTL 2 und N24, jedoch alles mit mäßigem Erfolg. Folglich hat sich Frau Schäfer mittlerweile dem Radio verschrieben und talkt jeden Sonntagmittag mit halbprominenten Gästen beim Sender hr3. Zudem schreibt sie Kolumnen in Publikationen wie der Frau von Heute und Romane mit Titeln wie "Zen im Gurkenbeet" und wirbt wie Kollegin Britt für Abnehmprodukte.

Ein halbwegs erfolgreicher Ausstieg nach mehrjähriger TV-Omnipräsenz kann also doch gelingen, wie es aussieht. Immerhin ist Schäfers Ehemann Michel Friedman noch gelegentlich für einen Aufreger gut.

Andreas Türck droht Haft

Quelle: dpa/dpaweb

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Die Frauenzeitschrift Amica wählte ihn zum "erotischsten TV-Mann Deutschlands" und in seinem vier Jahre währenden Talk auf Pro Sieben besprach Andreas Tück Themen wie: "Hilfe Andreas, mein Freund ist in einer Gang!" Ganz nebenbei nutzte der Moderator seine Popularität noch für einige musikalische Experimente, seine Single "Shining Star" schaffte es 2001 aber nur auf Platz 58 der deutschen Charts.

Eine Zäsur in seinem Leben, prviat wie beruflich, erlebte Türck 2004, als er sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung vor Gericht verantworten musste. Aufgrund zweier psychologischer Gutachten stellte das Gericht fest, dass die Aussagen der Klägerin nicht der Realität entsprechen hätten können. Türck wurde im September 2005 freigesprochen. Er arbeitet weiter im Medien-Business, 2007 war er Mitbegründer der pilot entertainment GmbH, mit der er Web-TV-Formate produziert. Sein TV-Comeback gab er 2012 mit der Moderation des Magazins Abenteuer Leben auf Kabel 1.

ACHT JAHRE TALK MIT VERA INT-VEEN

Quelle: DPA/DPAWEB

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Wie die Kollegin Arabella Kiesbauer hat es auch Vera Int-Veen auf eine zehnjährige Talkkarriere gebracht. Von 1996 bis 2006 plauderte sie in Vera am Mittag in mehr als 2000 Episoden auf Sat 1 über die Belanglosigkeiten des Alltags. Und wie Kiesbauer hat sich auch Int-Veen mittlerweile der hochseriösen TV-Partnervermittlung verschrieben. Bei RTL präsentiert sie das Format Schwiegertochter gesucht und schreibt auf ihrer Homepage trotzdem: "Ich finde es schön, wieder Sendungen zu machen, mit denen ich etwas bewegen kann". So kann man es natürlich auch sehen.

RICKY HARRIS

Quelle: AP

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"Es wird eine Talkshow der Nettigkeit", sagte der damalige Sat-1-Sprecher im Jahr 1999 über die Talkshow Ricky! mit dem gebürtigen US-Amerikaner Ricky Harris. Keine allzu ernsten Themen, dafür viel Spaß und einen Moderator, der beim Lachen die Zähne zeigt. Ricky! war eine Abwechslung zur pseudoernsten Konkurrenz, mangels Einschaltquote wurde die Sendung allerdings bereits nach etwas mehr als einem Jahr wieder eingestellt.

Harris bekam in der Folge große gesundheitliche Probleme, die schließlich eine Nierentransplantation notwendig machten. Der dauerfröhliche Amerikaner ließ sich aber nicht entmutigen, verdiente seinen Lebensunterhalt zeitweise als Taxifahrer und arbeitet heute als Bademeister in einer Therme im bayerischen Bad Wörishofen (sehen Sie dazu hier einen recht amüsanten Beitrag aus dem Sat 1-Frühstücksfernsehen). Sein Kommentar zu den vergangenen Jahren: "Da gibts immer a blaue Himmel nach ein Sturm!" Bewundernswert.

© SZ.de/ihe/rus
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