Tageszeitungen:Schwindende Vielfalt

Einer Studie zufolge ist der Anteil der zehn größten Verlagsgruppen am Tageszeitungsmarkt im ersten Quartal des Jahres rasant gewachsen. Über beunruhigende Daten mit vielversprechenden Details.

Von David Denk

Die Pressekonzentration in Deutschland hat sich weiter verschärft. Der aktuellen Auswertung des Formatt-Instituts von Zeitungsforscher Horst Röper zufolge haben die zehn größten Verlagsgruppen ihren Anteil am Tageszeitungsmarkt gegenüber der letzten Erhebung 2016 um 1,8 Prozentpunkte auf 61,6 Prozent erhöht. Auch in den Vorjahren war die Konzentration meist gestiegen, aber jeweils nur moderat um Zehntelprozentpunkte. Röper sieht die Branche von einer "neuen Welle" erfasst. Es werde viel über Kooperationen und Fusionen verhandelt. Insbesondere im Lokalen nehme Vielfalt ab, Nutznießer seien "fast ausschließlich die auflagenstärksten Verlagsgruppen", die mit Zukäufen Synergien erzeugen und Stückkosten senken.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind Auflagenrückgänge und gesunkene Werbeeinnahmen bei den Tageszeitungen. "Mit einem Werbeumsatz von 2,5 Milliarden Euro erreichten sie 2016 nur gut 40 Prozent des Umsatzes aus dem Jahr 1999, dem letzten Jahr einer bis dahin von anhaltenden Steigerungen geprägten Entwicklung." Und diesen Verlust konnten die Verlage nur zum Teil über Steigerungen der Vertriebserlöse ausgleichen. Der Gesamtumsatz der Branche ist Röpers Zahlen zufolge von 9,4 Milliarden Euro 2001 auf 7,2 Milliarden Euro 2016 zurückgegangen. "Dass dennoch steigende Vertriebseinnahmen erzielt werden, basiert auf Preiserhöhungen, die alle Verlage inzwischen in rascher Folge vornehmen, obwohl diese Preiserhöhungen zu weiteren Käuferverlusten führen", analysiert Röper.

Einen - wenn auch abgebremsten - Aufwärtstrend verzeichnen dagegen weiterhin die Digitalausgaben. Im ersten Quartal 2018 erreichte die Auflage mit 1,28 Millionen Exemplaren erneut einen Rekordwert, zudem waren die Zugewinne mit absolut rund 200 000 Exemplaren pro Jahr zuletzt sehr stabil. Röper nennt diese digitalen Angebote "niedrigschwellig" und beobachtet, dass sie "den Verlagen mit geringen Bezugspreisen auch zur Akquise von Neukunden" dienen.

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