Wo Kinder das von Berufsjahren, Ernst und Haarausfallsorgen verschmierte Parkett von Erwachsenen (meistens Politiker) betreten, droht immer die Gefahr der kitschigen Verklärung. Von "leuchtenden Kinderaugen" ist dann die Rede, sie seien "frech", "süß", "super professionell". Und selbstbeglückt heftet man sich in der Erwachsenenwelt weitere verpappte Adjektive ans von Zahnpastaflecken freie Revers. Der Auftritt der zwölfjährigen Ella in den "Tagesthemen" an diesem Dienstagabend ist wenig süß oder frech. Er ist befreiend einfach. Da fragt nicht jemand wissend vor der blauen Wand, ob Putin in Denkstrukturen des imperialen Zeitalters verhaftet sei oder der Westen seine bisherige Energieversorgungsstrategie überdenken müsse. Die Kommentatorin stellt die Frage, die im Inneren vieler erwachsener Zuschauer von lauter Krisenvokabeln zugeschüttet schlummert: "Was stimmt nicht mit Leuten wie Putin?"
"Tagesthemen"-Kommentar:"Was stimmt nicht mit Leuten wie Putin?"
Zum zweiten Mal in der Geschichte der "Tagesthemen" spricht ein Kind den traditionellen Kommentar: die zwölfjährige Ella aus Hamburg. Höchste Zeit.
Von Marlene Knobloch
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