Süddeutsche Zeitung

"Tagesschaum":Kein Koks mehr

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Vor der Bundestagswahl 2013 leuchtete die unkonventionelle TV-Sendung mit Friedrich Küppersbusch im WDR die politische Welt aus, im Sender zeigte man sich an einer Neuauflage in diesem Jahr interessiert. Die aber wurde nun abgesagt.

Von haho

Es hilft nicht immer, wenn die da oben einen lieben. "Ich hoffe, dass wir das wieder mal sehen", hat Jörg Schönenborn 2014 kurz nach seinem Amtsantritt als WDR-Fernsehdirektor über Tagesschaum gesagt. Mit der 15-Minuten-Sendung hatte sich der Sender vor der Bundestagswahl 2013 von einer eher unkonventionellen Seite gezeigt. Auf der Webseite des Digitalablegers "One" findet sich noch heute eine knackige Beschreibung: " Tagesschaum - das Meinungsmagazin, mit dem wir die Leute bis zur Bundestagswahl begleiten. Eine Viertelstunde Haltung, Erbauung und Trost. Die Tagesschau auf Koks, also."

So wie die Beschreibung war auch die von Friedrich Küppersbusch aus seinem Büro heraus moderierte Sendung eine Wundertüte, die dreimal pro Woche die politische Welt aus sehr eigener Perspektive ausleuchtete. Wann immer man im WDR nachfragte, ob Tagesschaum vor der Bundestagswahl wiederkomme, erhielt man die Antwort, man sei sehr interessiert.

Ist man aber jetzt doch nicht. Das geht aus einem Statement hervor, das Küppersbusch in seinem Podcast Lucky & Fred unterbrachte: Es werde vor der Bundestagswahl keinen Tagesschaum geben, weil der Sender nicht interessiert sei. "Wir haben Tagesschaum 2013 als Experiment begleitend zur Bundestagswahl ins Programm genommen. Vier Jahre später passt eine Idee wie Tagesschaum aus unserer Sicht in dieser Form nicht mehr ins Programm des WDR-Fernsehens. Wir haben uns deshalb entschieden, die Idee in diesem Jahr nicht wieder aufzugreifen", heißt es dazu offiziell aus dem WDR.

Hört man sich auf den Fluren der Anstalt um, erfährt man, dass schlicht und ergreifend kein Geld da sei, was angesichts der Menge von marktgängigen Unterhaltungssendungen, die aktuell das Programm des WDR-Fernsehens fluten, allenfalls als schlechte Ausrede gelten kann. Muss die Tagesschau also vor dieser Wahl ohne Drogen klarkommen.

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Quelle:
SZ vom 16.06.2017
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