Serie "Tage, die es nicht gab" im Ersten:Kleine österreichische Lügen

Serie "Tage, die es nicht gab" im Ersten: Wer ist für den Tod des sadistischen Schuldirektors Paulitz (Harald Krassnitzer) verantwortlich? Christiane (li., Franziska Hackl) hätte ein Motiv.

Wer ist für den Tod des sadistischen Schuldirektors Paulitz (Harald Krassnitzer) verantwortlich? Christiane (li., Franziska Hackl) hätte ein Motiv.

(Foto: Petro Domenigg/ARD/ORF/MR Film)

Und plötzlich ist der Schuldirektor tot: Die Serie "Tage, die es nicht gab", erzählt im Ersten von Geheimnissen einer reichen Gemeinde.

Von Lilian Köhler

Als Paul Paulitz vom Paulsdamm ins Paulstal stürzt und stirbt, scheint niemand in Zollberg, der reichsten fiktiven Gemeinde des Landes, sein Ableben zu bedauern. Es war Suizid, ist man sich sicher, die Akte Paulitz wird geschlossen. Bis drei Jahre später der Fall wieder aufgerollt wird. Plötzlich fragt sich ein charmant ungleiches Ermittlerduo: War es vielleicht doch Mord?

Motive gäbe es immerhin genug. Schriftstellerin Christiane Boj (Franziska Hackl) hätte zum Beispiel eines: Der kaltherzige Schuldirektor der Eliteschule Sophianum Paul Paulitz (Harald Krassnitzer) schikanierte seine Schüler, und vor allem Christianes Sohn Balthasar, mit sadistischer Strenge. Die Drangsalierungen gingen so weit, dass sich der Junge das Leben nahm. Er sprang aus dem Fenster - zwei Tage bevor Direktor Paulitz vom Paulsdamm fiel.

Die vier Freundinnen wissen etwas über den Tod des Schulleiters

Im Mittelpunkt der achtteiligen Miniserie Tage, die es nicht gab von ARD und ORF stehen neben Christiane ihre drei besten Freundinnen: Die toughe Staatsanwältin Miriam Hintz (Franziska Weisz) lässt sich von ihrem unterkühlten Mann scheiden und kämpft um das Sorgerecht für ihre drei Kinder. Doris Hauke (Diana Amft) führt die Geschäfte ihres Speditionsunternehmens, während sie Machtkämpfe mit ihrer herrischen Mutter Berta (Jutta Speidel) und der siebengescheiten Teenagertochter ausfechtet. Und Inès (Jasmin Gerat), die seit ihrer Emigration nach Paris auf die französische Aussprache ihres Namens besteht, musste wegen der Drogenprobleme ihres Sohnes zurück ins verhasste Zollberg ziehen.

Serie "Tage, die es nicht gab" im Ersten: Skurriles Ermittlerduo: Die staubtrockene Kommissarin Elfriede Grünberger (Sissy Höfferer) und ihr ehrgeiziger Mitarbeiter Lukas Leodolter (Tobias Resch).

Skurriles Ermittlerduo: Die staubtrockene Kommissarin Elfriede Grünberger (Sissy Höfferer) und ihr ehrgeiziger Mitarbeiter Lukas Leodolter (Tobias Resch).

(Foto: ARD/ORF/MR Film/Petro Domenigg)

Die Freundinnen kennen sich seit Kindesalter, gingen gemeinsam aufs Sophianum. Vermutlich litten auch sie unter dem tyrannischen Schulleiter. Man ist als Zuschauer dabei, wenn sich die vier als Jugendliche den Schwur geben, keinesfalls die eigenen Kinder auf das Gymnasium zu schicken. Die Einblicke in die Vergangenheit der Frauen lassen vermuten, dass die Freundinnen mehr verbindet als die gemeinsame Zeit in der autoritären Eliteschule.

Dunkle Geheimnisse und überraschend viel Humor

Diesen dunklen Geheimnissen geht das unkonventionelle Ermittlerduo, bestehend aus der staubtrockenen Elfriede Grünberger (Sissy Höfferer) und dem ehrgeizigen aber unbeholfenen Lukas Leodolter (Tobias Resch), auf den Grund. Zwar hätten der Serie einige phrasenhafte Dialoge weniger gut getan, dafür glänzt sie mit ihrem Ensemble. Allen voran Sissy Höfferer als urkomische Kommissarin Grünberger und Harald Krassnitzer, der als Paul Paulitz Angst und Schrecken verbreitet.

Die österreichische Serie, bei der Anna-Katharina Maier und Mirjam Unger Regie führten, ist ein fein erzähltes Drama mit optimal dosierter Spannung, skurriler Komik und klug verflochtener Beziehungsgeflechte. Nach den ersten vier Folgen liegt noch vieles um Unklaren in Zollberg, der Gemeinde mit den schicken Villen und dem vermögenden Lifestyle. Die Welt der Reichen und Schönen bietet mal wieder einen guten Nährboden für Lügen und dunkle Geheimnisse. So erinnert die atmosphärische Inszenierung - gewollt oder ungewollt - an die US-amerikanische Erfolgsserie Big Little Lies. Gelogen wird auch in Zollberg, bloß mit österreichischem Witz und Charme.

Tage, die es nicht gab. Ab 14. Februar um 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek.

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