Suche nach neuem Intendanten:Tom Buhrow, das Tagesthema beim WDR

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Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow ist bundesweit bekannt. Aber reicht das?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Westdeutsche Rundfunk ist auf der Suche nach einem neuen Intendanten. Als einer von drei Kandidaten wird auch "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow gehandelt - das wäre nicht nur für den Sender ein Neuanfang.

Von Hans Hoff

Der Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow ist unter den Favoriten bei der Wahl zum WDR-Intendanten. Das meldete Spiegel Online am Dienstag und wurde von mit dem Prozess vertrauten Personen bestätigt. Buhrow steht demnach auf einer Liste, die von der Findungskommission bei seiner Sitzung am vergangenen Sonntag aufgestellt wurde.

Der WDR-Rundfunkrat soll Ende Mai über die Personalie entscheiden. Neben Buhrow sind der Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger und Stefan Kürten genannt, der bei der European Broadcasting Union EBU für Nachrichten und Sport zuständig ist.

Buhrow ist damit der einzige bundesweit prominente Kandidat, der freilich wenig zwingende Qualifikation für das mit über 300.000 Euro dotierte Amt mitbringt. "Er müsste einen völlig neuen Beruf lernen", sagte ein Insider. Dass Buhrow so offensichtlich ins Licht der Öffentlichkeit gestellt wird, lässt mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu. Den einen gilt Buhrow als sicherer Favorit. Andere sehen in ihm einen vorgeschobenen Kandidaten, der so offensichtlich nicht geeignet ist, dass ein eigentlich abgeschlagener Konkurrent wie Jan Metzger wieder Farbe erhält.

Metzger wurde schon eine Weile gehandelt. Er tritt sehr sicher auf und vermittelt gerne mal den Eindruck, als könne er über Wasser gehen. Mit so etwas beeindruckt man auch Rundfunkräte, die den Chefposten in einer Anstalt mit mehr als 4000 Mitarbeitern und 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz besetzen sollen. Allerdings wird Metzger nachgesagt, er habe in seiner Zeit als Intendant in Bremen den Sender nicht gerade zu neuen Höhen geführt. Überzeugend wirkte er wohl nicht auf die Findungskommission.

Besser kam Kürten weg, von dem die Öffentlichkeit wenig weiß. Der Jurist, der beim ZDF schon im Sport arbeitete und auch als Teamchef bei Olympischen Spielen aktiv war, gilt zwar als unbeschriebenes Blatt, muss aber beim Schaulaufen am vergangenen Wochenende keine schlechte Figur gemacht haben.

WDR-intern ist vor allem Buhrows Auswahl mit mittelschwerem Entsetzen zur Kenntnis genommen. Zwar hat Buhrow früher für den WDR gearbeitet, als Intendanten sähen Mitarbeiter aber dann wohl lieber einen echten hauseigenen Kandidaten, etwa die Juristin und kommissarische Intendantin Eva Maria Michel oder Chefredakteur Jörg Schönenborn. Eine senderinterne Besetzung wurde dem Vernehmen nach aber früh ausgeschlossen.

Aber vielleicht setzen sich ja doch die Fachkundigen im Rundfunkrat durch: Einige sind der Meinung, man solle sich lieber noch Zeit mit der Entscheidung lassen als vorschnell eine halbgare Lösung herbeizuführen. Die könnte nicht nur den Ruf des Rundfunkrats schädigen, sondern den WDR, die größte ARD-Anstalt, schwächen.

Würde Buhrow Intendant, gäbe es jedenfalls auch einen neuen Tagesthemen-Moderator. Auch für die Sendung wäre das ein neuer Anfang.

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