Süddeutsche Zeitung

Neue Studie:"Lügenpresse-Vorwürfe sind nicht haltbar"

Lesezeit: 1 Min.

Von Aurelie von Blazekovic

Deutsche Medien haben während der verstärkten Zuwanderung von Flüchtlingen 2015 und 2016 Fakten überwiegend richtig dargestellt. Das ist das Ergebnis der Studie "Auf den Spuren der Lügenpresse" von Forschern des Instituts für Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Ausgewogenheit in der Berichterstattung gab es demnach aber nur bedingt.

Ausgangspunkt der Untersuchung waren unterschiedliche Umfragen, in denen zum Teil mehr als die Hälfte der Deutschen der Ansicht war, dass die Medien Fakten zu Zuwanderern falsch darstellten und einseitig positiv über sie berichteten. Um diesen Eindruck zu überprüfen, untersuchten die Wissenschaftler um Marcus Maurer, Professor für Politische Kommunikation, die Berichterstattung zum Thema Zuwanderung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und der Bild sowie der Nachrichtensendungen Tagesschau, heute und RTL Aktuell. Insgesamt 5000 Artikel und Fernsehbeiträge zwischen Mai 2015 und Januar 2016, also zum Höhepunkt der Zuwanderung, analysierten die Forscher.

Ein Forscher twittert: "#Lügenpresse-Vorwürfe sind nicht haltbar"

Der Vergleich der Medienbeiträge mit statistischen Informationen über Zuwanderer aus dem Zeitraum ergab, dass die untersuchten Zeitungen und Sendungen entgegen häufiger Vorwürfe Fakten nicht falsch darstellten. Angaben zu Alter, Geschlecht und Herkunft der Zuwanderer in den Medien entsprachen den realen Gegebenheiten in der Regel exakt. Die Kriminalität durch Zuwanderer war medial vor den Vorfällen der Silvesternacht 2015/2016 unterrepräsentiert - später überrepräsentiert. Außerdem wurden schwere Verbrechen wie Gewalt- und Sexualstraftaten durch Migranten überproportional häufig thematisiert. Neben dem Vergleich zwischen medialer und statistischer Realität, beschäftigt sich die Studie auch mit der Frage, ob die Medien ein ausgewogenes Bild der Zuwanderer zeichneten.

Das Ergebnis ist, dass einzelne Artikel oder TV-Beiträge meist einseitig, dabei aber nicht durchgehend zugunsten Geflüchteter berichteten. Zudem wurde die Darstellung von Zuwanderern über den Untersuchungszeitraum hinweg und insbesondere nach Silvester immer negativer.

Die Berichterstattung insgesamt war demnach in ihrer Haltung nur bedingt ausgewogen, aber faktisch überwiegend richtig. "#Lügenpresse-Vorwürfe sind nicht haltbar", twitterte Pablo Jost, einer der Mainzer Autoren, am Dienstag.

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Quelle:
SZ vom 10.01.2019
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