Süddeutsche Zeitung

Steven Gätjen beim ZDF:Olle Kamellen in Mainz

Pro-Sieben-Mann Steven Gätjen soll das neue Showgesicht beim ZDF werden. Innovationen sucht man im neuen Programm des Senders vergeblich.

Von René Martens

Viele ältere Zuschauer, die mit dem Zweiten besser sehen, müssen jetzt tapfer sein. "Er wird nicht langsamer sprechen, nur weil er beim ZDF ist," sagt Unterhaltungschef Oliver Heidemann über seinen Neuzugang Steven Gätjen. Der 43-Jährige hat bisher für Pro Sieben unter anderem Schlag den Raab und Das große TV-total-Turmspringen moderiert, und da liegt die Vermutung nicht fern, seine neue Zielgruppe wünsche sich einen etwas anderen Sound. Aber auch Gätjen selbst betont, er werde seinen Moderationsstil nicht ändern und sich - Gott sei es gedankt! - "nicht verbiegen". Schlag den Raab sei schließlich auch eine Sendung für alle Altersschichten, sagt er.

Ein Hauch von Hollywood in Duisburg?

Was das ZDF nun vorhat mit Gätjen, schilderte der Sender am Mittwoch in Hamburg. Heidemann preist ihn als den richtigen Mann, um das ZDF im "Challenge- und Spiel-Bereich" zu verstärken. Seine Premiere im öffentlich-rechtlichen Milieu hat Gätjen am 13. Februar, einem Samstag. Die versteckte Kamera 2016 - Prominent reingelegt heißt die Sendung - eine drei Stunden lange Live-Show, mit der das ZDF versucht, ein klassisches TV-Prinzip zu revitalisieren: Mehrere Prominente drehen Filme mit versteckter Kamera, sowohl über ihresgleichen als auch über Normalbürger, und treten damit gegeneinander an. Nachdem eine Jury unter Vorsitz von Til Schweiger die Werke bewertet hat, entscheidet das Publikum über den Sieger. Als Streichespieler antreten werden unter anderem Michelle Hunziker und Uri Geller.

"Das Setting hat was von Oscar-Verleihung", verkündet Heidemann - Gätjen moderiert bei Pro Sieben seit Jahren vom roten Teppich. Gätjen verspricht eine "große Gala". Wehen wird der Hauch von Hollywood durch ein Theater in Duisburg, das das ZDF für die Show ausgesucht hat.

Ohne Prominente geht es auch bei I can do that nicht. Diese "große Promi-Challenge" (Heidemann) startet keine zwei Wochen später. Hier müssen namhafte Zeitgenossen ihre Fähigkeiten in ihnen fremden Show-Disziplinen beweisen. Das soll natürlich komisch sein, aber Gätjen will auf jeden Fall eine "Wohlfühlatmosphäre" schaffen, Ungeschicktheiten bösartig zu kommentieren, sei seine Sache nicht, sagt er. I can do that, das an vier aufeinanderfolgenden Donnerstagen um 20.15 Uhr laufen soll, stammt aus den USA. Das Format war dort erstmals im Frühsommer zu sehen, NBC hat bereits eine zweite Staffel bestellt.

"Das ist echt 'n Brett, was wir da zusammen fahren."

Das dritte neue Format mit dem langjährigen Weggefährten Stefan Raabs ist eine Wiederauflage von Deutschlands Superhirn. Für Mai 2016 sind zwei Folgen der zwischen 2011 und 2013 von Jörg Pilawa moderierten Quizshow vorgesehen. Der x-te Aufguss der Versteckten Kamera, ein eingekauftes US-Format und ein Konzept aus der Schublade - sollte in den Projekten mit Gätjen Innovationskraft stecken, wird man von ihr zumindest nicht spontan überwältigt. Gätjen ist jedenfalls erst einmal beeindruckt davon, dass er gleich siebenmal randarf im ersten Halbjahr: "Das ist echt 'n Brett, was wir da zusammen fahren."

Darüber hinaus kündigte ZDF-Unterhaltungschef Heidemann in Hamburg an, 2016 Mich täuscht keiner! Die Show der Sinne mit Terra X-Moderator und Naturfilmer Dirk Steffens weiterführen zu wollen. Schließlich gebe es im "Bereich populäre Wissenschaft" noch Spielraum. Wie wäre es mit einer Neuauflage der Knoff-Hoff- Show?

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SZ vom 03.12.2015/luc
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