Stellenabbau bei "Leipziger Volkszeitung":Zentrale Berlin

Die Madsack-Gruppe, eine der größeren Zeitungsgruppen im Osten, setzt auf Synergie-Effekte in der Berichterstattung: Bei der "Leipziger Volkszeitung" fallen mehr als 50 Stellen weg, dafür wird der Standort Berlin aufgestockt.

Christiane Kohl, Leipzig

Ein Stellenabbau bei der Leipziger Volkszeitung (LVZ), über den es schon länger Gerüchte gab, ist jetzt beschlossene Sache. Bis zu 30 Arbeitsplätze sollen in der Redaktion der sächsischen Regionalzeitung wegfallen, weitere 23 Stellen will man im Verlagsbereich streichen.

Verlagsgruppe Madack uebernimmt die Maerkische Allgemeine Zeitung

Von einem Berliner Büro soll künftig das gesamte Zeitungs-Tableau des Verlages mit der Berichterstattung aus der Hauptstadt versorgt werden.

(Foto: dapd)

Zugleich soll aber in der Berliner Redaktion der Madsack-Gruppe die Zahl der Mitarbeiter aufgestockt werden: Statt der bisher neun Redakteure will man künftig 20 Journalisten in der Hauptstadt beschäftigen, die einen Pool für alle Zeitungen des Konzerns bilden sollen. Der Stellenabbau bei der Leipziger Volkszeitung dürfte damit im Kontext einer Gesamtstrategie stehen, die darauf zielt, im schwierigen Regionalzeitungsmarkt mehr Synergie-Effekte in der Berichterstattung zu entwickeln.

Erst kürzlich hatte Madsack bekanntgegeben, dass der Verlag zum Jahresende die rentable, in Brandenburg erscheinende Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) übernehmen will, die bislang zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gehörte. Damit wird die Hannoveraner Verlagsgruppe Madsack künftig drei große ostdeutsche Zeitungen betreiben, nämlich MAZ, LVZ und die in Rostock erscheinende Ostsee-Zeitung. Neben der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg und dem Zeitungs-Imperium der WAZ aus Essen gehört Madsack mithin nun zu den größeren Zeitungsgruppen im Osten.

Das gesamte Zeitungs-Tableau des Verlages, zu dem neben dem Flaggschiff Hannoversche Allgemeine eine Reihe mittlerer und kleinerer Regionalzeitungen im Westen gehören, soll künftig von einem gemeinsamen Berliner Büro mit der Berichterstattung aus der Hauptstadt versorgt werden. Dabei geht es nicht nur um die Bundespolitik, sondern auch um Feuilleton und Wirtschaftsberichterstattung.

Die Kürzungen in Leipzig werden nun auch mit wirtschaftlichen Gründen erklärt. Wie bei vielen anderen ostdeutschen Zeitungen, so ist auch bei der LVZ die Auflage seit der Wende beständig gesunken, allein seit 2003 schwand die Zahl von rund 285.000 auf mittlerweile gerade noch 209.000 verkaufte Exemplare. Angesichts solcher Zahlen gab es mehr und mehr Druck, die personelle Ausstattung den Realitäten anzupassen; auch die Anzeigen brachen ein. So hat der Lebensmittel-Discounter Aldi-Nord im Sommer seine Anzeigen-Strategie gewechselt: Statt der großflächigen, mehrfach in der Woche gebuchten Anzeigen, belegt Aldi in der LVZ, wie auch in vielen anderen Ost-Zeitungen, nur noch einmal pro Woche eine weit kleinere Aufsetzer-Anzeige.

Das Arbeitsklima in der Zeitung soll zuletzt gelitten haben. Wochenlang war der bisherige Chefredakteur Bernd Hilder wegen seiner Ambitionen auf den MDR-Intendantenposten in den Schlagzeilen gewesen. Nachdem er am Rundfunkrat des Senders scheiterte, schickt ihn Madsack kommendes Jahr als Büro-Leiter nach Brüssel.

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